Wie die deutsche Version eines Spiels entsteht Pt. 1

 

Viele Leute glauben ja, dass sich Spiele wie von selbst übersetzen, quasi, dass die deutsche Version einen beispielsweise englischen Spiels gar nicht so kompliziert herzustellen ist.

Da ich ja quasi an der Quelle sitze, dachte ich mir mal, ich fasse den Produktionsprozess in Worte zusammen, damit ihr einen Einblick erhaltet, warum eine solche „Synchro“-Fassung manchmal ganz schön viel Zeit verschlingt.        

 

Zunächst ist da das Originalspiel. Dieses wird nicht selten schon weit im Vorfeld angekündigt, so weit, das teilweise außer dem Namen noch vielleicht das Cover und ein wenig anderes Artwork existiert, aber keinesfalls schon fertige Regeln.

Spätestens dann trudeln beim Verlag die ersten Anfragen ein: Macht ihr eine deutsche Version? Wann kommt die deutsche Version endlich?
An diesem Punkt kann man eigentlich noch gar nichts dazu sagen, denn einige wichtige Fakten liegen noch nicht auf dem Tisch:

 

Was kostet den Verlag die Herstellung einer deutschen Version?

 

Wenn der Originalverlag zwar ein Hammerspiel veröffentlichen will dieses aber in der Produktion so teuer ist, dass der Endpreis exorbitant hoch ist, dann ist dies ein kritisches Geschäft!

Welche Auflage muss gemacht werden, um einen vernünftigen Preis für die deutsche Version hinzubekommen?

 

Diese Frage hängt direkt mit der ersten Frage zusammen. Je höher ich die Auflage auf deutsch mache, desto günstiger wird im Regelfall der Stückpreis, auch die Fixkosten (Übersetzung, Layout, Werbung z.B.) verteilen sich auf mehr Exemplare. Aber was nutzt mir ein geiler Preis für 10.000 Exemplare, wenn der Markt nur Potential für 3000 Spiele hat? Und das sind die Regionen in denen sich eine deutsche Version eines eher komplexen Spieles bewegt … Wenn es gut läuft. Viele Spiele haben ein Potential von 2000 oder weniger Exemplaren. Was bringt dem Verlag dann ein guter Preis für 4000 Spiele, wenn er dann die Hälfte nach 2 Jahren auf der Spiel in Essen verramschen muss?

 

Taugt das Spiel überhaupt etwas?

 

Nur, weil ein Spiel von einem großen Verlag kommt, eine coole Lizenz hat oder zu einer etablierten Spielreihe gehört, muss es nicht auch automatisch gut sein. Klar, man kann es dennoch machen und hoffen, dass es sich über Namedropping verkauft, aber viel intelligenter ist es doch, Gurken eben nicht zu bringen und so die eigene Reputation aufzubauen. Langfristig werden die Kunden es einem danken, das man sich darauf verlassen kann, das die Spiele von „Best German Games“ einfach IMMER geil sind.

 

Ergibt eine deutsche Version überhaupt Sinn?

 

Ein Spiel kann noch so geil sein, wenn es sich, aus diversen Gründen, nicht für den deutschen Markt eignet, dann lässt man lieber die Finger davon. Das Spiel zur hippen US-TV-Serie oder dem groundbreaking US-Comic wird in Deutschland floppen, wenn die Serie oder das Comic hier unbekannt sind. Von den 312 Freaks, die sich das Comic in der Originalversion bestellen, kann man keine deutsche Version produzieren.

 

All diesen Fragen muss man sich im Vorfeld stellen, wenn man halbwegs seriös agieren mag.

Zu Teil 2 geht es HIER

Und Teil 3 findet ihr HIER


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