Einer der Kandidaten dieses Jahr der Wahl zum Spiel des Jahres war Splendor, welches bei den Space Cowboys im Vertrieb von Asmodee erschienen ist. Wie wir inzwischen wissen, hat es gegenüber Camel Up (Pegasus) den Kürzeren gezogen. Doch allein die Tatsache, dass es in die engere Auswahl geschafft hat, reicht aus, das ich mich mit dem Spiel beschäftigt habe.
Vorneweg sei gesagt, das mir Splendor von den drei Kandidaten dieses Jahr am Besten gefallen hat. Daran trägt nicht zuletzt das Spielmaterial ein Mitschuld, neben 90 Entwicklungskarten und 10 Adligenkärtchen (allesamt hübsch illustriert) finden sich noch 40 Chips (5 verschiedene Edelsteine und Gold/Joker) in der Schachtel. Während die meisten Spiele derartige Chips aus Pappe verwenden, finden wir hier illustrierte Pokerchips, die wirklich wertig in der Hand liegen. Klar, eigentlich komplett unnötig und mit Sicherheit auch ein Kostenfaktor, aber es fühlt sich einfach gut an!
Ziel des Spieles ist es, 15 Prestigepunkte anzuhäufen, dies geschieht (hauptsächlich) durch den Erwerb höherwertiger Entwicklungskarten, aber auch durch das „umgarnen“ der Adligen.
Am Anfang werden die Entwicklungskarten nach ihrer Wertigkeit (1,2 oder 3) sortiert, sortenrein gemischt und als Nachziehstapel hingelegt. Dann werden die obersten 4 Karten jedes Stapels aufgedeckt. Außerdem deckt man Adlige auf, immer einen mehr, als Spieler am Tisch sind, die restlichen Adligen wandern aufs Schafott, nein, natürlich nur in die Schachtel bis zum nächsten Spiel.
Die Chips werden, nach Farben sortiert, ebenfalls gestapelt.
Ist ein Spieler an der Reihe, hat er folgende Möglichkeiten:
Er kann drei Edelsteinchips verschiedene Farbe nehmen
Er kann zwei Edelsteine einer Farbe nehmen, wenn noch mindestens vier im Stapel sind
Er kann sich eine Entwicklungskarte reservieren und bekommt dafür einen Joker
Er kann eine Karte kaufen (entweder aus der Mitte oder aus seinem Reservierungspool) und ausspielen
Chips nehmen dürfte klar sein, dabei ist zu beachten, dass man maximal 10 Chips haben darf, überzählige sind abzuwerfen.
Eine Karte reservieren bedeutet, diese auf die Hand zu nehmen (Maximale Anzahl an Karten auf der Hand ist drei), Das macht Sinn, um an die begehrten Joker zu kommen oder um sich eine Karte für später zu sichern, bevor ein Mitspieler die vielleicht weg kauft.
Eine Karte kaufen (egal ob von der Hand oder vom Tisch)bedeutet, dass man die Kosten, die man in der unteren linken Ecke der Karte findet) in die Kasse zahlt. Dabei dient das Gold als Joker, also als beliebige Farbe.
Wichtig hierbei ist, das jede Karte einen Bonus gibt, quasi einen Edelstein ersetz, sobald man sie ausgespielt hat. D.h. je mehr Karten ich ausgespielt habe, desto weniger Edelsteine aus meinem Vorrat muss ich bezahlen. Nur so ist es überhaupt möglich, später die richtig hochwertigen Entwicklungskarten zu kaufen, die, die neben dem Bonus auch noch Prestigepunkte bringen, zu erstehen.
Interaktivität ist in diesem Spiel eher Mangelware, das einzige derartige Element besteht da drin, den Mitspielern die Karte weg zu schnappen, die diese selber gerne hätten.
Erreicht ein Spieler die 15 Prestigepunkte, wird die Runde noch zu Ende gespielt und alle zählen ihre Punkte. Der mit den meisten Punkten hat gewonnen.
Ach ja, die Adligen „besuchen“ einen Spieler, wenn er über die passenden Entwicklungskarten verfügt und wandern dann in seine Auslage. Diese bringen zwar „nur“ Prestigepunkte, dafür verbraucht man durch ihren Besuch aber auch keine Aktion.
Unterm Strich ist Splendor also eine Art Deckbuildinggame, wobei man sein Deck nicht durch verschlanken optimieren muss, sondern jede Karte, die man kauft, bis zum Ende hin einen Nutzen hat. Das macht es wesentlich zugänglicher, als z.B. Dominion, welches mit Sicherheit das anspruchsvollere Spiel ist, aber eine höhere Einstiegshürde hat.
Die dreiseitige Anleitung hätte man auch, ohne Beispiele und großflächige Illus, auf einer Seite unterbringen können. Das ideale Spiel also, um eher Spielemuffel an den Tisch zu bringen, denen Anleitungen mit mehr als vier Seiten schon ein absolutes Gräuel sind. Jenen kommt auch die recht kurze Spieldauer von 30 Minuten entgegen, den Vielspielern aber auch, da bleibt noch Zeit für etwas Größeres!
Splendor weiß zu gefallen, in meinen diversen Spielerunden hatte ich sowohl Spielemuffel, als auch Vielspieler dabei und niemand fand das Spiel öde oder langweilig, im Gegenteil. Klar, die Wirkung war jeweils eine andere: Den eher Spieleunerfahrenen sagte das Spiel zu, aber eine Partie damit reichte dann auch als Abendgestaltung. Den Vielspielern reichte auch eine Partie am Abend, um dann halt zum nächsten Spiel weiter zu ziehen. Insofern macht sich Splendor wohl in jeder Sammlung gut.