The Shaolin Cowboy: Shemp Buffet

The Shaolin Cowboy von Geof Darrow (Text & Teichnung) und Dave Stewart (Farben) ist eins der ungewöhnlichsten Comics, welches ich je, nun ja, gelesen habe. Denn wirklich viel zu lesen ist da nicht. Aber der Reihe nach:

Meinen ersten Blick auf The Shaolin Cowboy erhaschte ich auf der Comic Con Germany in Stuttgart, wo es beim Cross Cult Comic Verlag auslag. The Shaolin Cowboy ist ein recht dickes (ca. 132 Seiten) großformatiges Comic. Limitiert auf 999 Exemplare wirkt es dank der hochwertigen Bindung sehr edel. Der aufgerufene Preis von 25,-€ ist auf jeden Fall angemessen, wenn denn der Inhalt gefällt.

Ich kannte The Shaolin Cowvboy früher nicht, aber ein sehr umfangreiches Vorwort lies mich erstmal stutzen. Anscheinend gibt es eine Vorgeschichte zu The Shaolin Cowboy, was den Untertitel „Shemp Buffet“ natürlich sinnig erscheinen lässt.

Ursprünglich erschien unter dem Titel The Shaolin Cowboy eine siebenteilige Comicserie, die anscheinend 8Ich kenne sie nicht) ziemlich viel Handlung abgebildet hat. Jedenfalls lässt sich dies durch das Vorwort erschließen, welches die Story so far Revue passieren lässt. Dies Ganze klingt so dermaßen abgefahren, dass es nahezu anstrengend war, das Vorwort in einem Rutsch durchzulesen.

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Dutzende Namen prasseln auf einen ein, fast ausnahmelos Namen von Charakteren, die ihr Zusammentreffen mit The Shaolin Cowboy nicht überlebt haben. Der Typ scheint also über Leichen zu gehen. Allerdings ohne dies wirklich zu wollen, er scheint immer ein Opfer der Umstände zu sein. Das kennt man ja schon seit David Carradine in Kung Fu den Wilden Westen „erforschte“ und spätestens Tucker & Dale haben dies zu einem Highlight der Filmunterhaltung werden lassen.

Aber, so viel sei schon mal verraten, man benötigt keinerlei der Informationen, die einem im Vorwort mitgeteilt werden. Denn The Shaolin Cowboy: Shemp Buffet steht völlig für sich allein. Der hier vorliegende Band kumuliert die bei Dark Horse erschiene Miniserie. Diese erschien 4 Jahre, nachdem die ursprüngliche Serie beendet war. Nun also liegt die deutsche Übersetzung vor und es geht direkt in die Vollen: The Shaolin Cowboy kommt aus der Erde gebrochen und findet sich quasi instant inmitten einer Horde von Zombies wieder. Ab diesem Moment gibt es eigentlich keine Atempause mehr. Die folgenden Seiten zeigen einfach nur gefühlt eine Million an Möglichkeiten, wie man einen Zombie endgültig neutralisieren kann. Dies in einer grafischen Filigranität, die ihresgleichen sucht.

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Darrow muss beim Zeichnen der einzelnen Panels schier wahnsinnig geworden sein. Eine Orgie der Gewalt, die sich hier auf den über 130 Seiten ausbreitet. Da werden Köpfe gespalten, Gliedmaße abgetrennt und Bäuche aufgeschlitzt. Ein wenig Handlung gibt es auch, eine Gruppe von Arschlöchern begegnet unserem Protagonisten und rast dann mitten in die Zombies. Am Ende tauchen sie nochmal auf, um … aber, das sollt ihr lieber selber lesen!

The Shaolin Cowboy: Shemp Buffet (Shemp ist übrigens die Bezeichnung für das Umbesetzen einer Rolle mitten in der Produktion.Zwei sehr bekannt Shemp-Fälle sind Bela Lugosi bei Plan 9 from outer Space und Brandon Lee bei The Crow.) ist ein Comic, welches durch seine Bildgewalt besticht. Obwohl es nur wirklich wenig Text enthält (Grob geschätzt enthält das Vorwort die zehnfache Menge an Text wie das eigentliche Comic), kann man sich sehr lange damit beschäftigen.

Ja, die Handlung ist wirklich wirr und wenn ich Monat für Monat auf die Einzelhefte gewartet hätte, dann wäre ich eher irritiert gewesen. In seiner Gänze, so wie Cross Cult Comics das Ganze hier verlegt, hingegen bietet sich ein Anschauerlebnis der Sonderklasse.

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The Shaolin Cowboy: Mein Fazit

The Shaolin Cowboy: Shemp Buffet ist in erster Linie Comic Kunst und damit genau das, was Comics sein sollten. Dies hat nichts mit dem Fast Food zu tun, welches uns Verlage wie Marvel, DC oder auch Walt Disney Monat für Monat im Dutzend kredenzen.  Dies hier sind die Gründe, warum Comics auch als die 9. Kunst bezeichnet werden. The Shaolin Cowboy verbindet die amerikanische Comicschule gekonnt mit dem franko-belgischen Ansatz. Damit gehört es in jede Sammlung, die sich dem Medium Comic als Kunstform verschrieben hat.