Tequilas Tips für junge Konzertveranstalter Pt. I

Einige von euch wissen ja, das ich früher mal immer wieder als Veranstalter von Konzerten in Erscheinung getreten bin, diese „Arbeit“ aber in den letzte Jahren, bedingt durch Job, Familie und vor allem Umzüge ein wenig in „Vergessenheit geraten ist. Ab und an juckt es mir noch in den Fingern, aber inzwischen beschränke ich mich ja eher darauf, die „richtigen“ Leute zusammen zu bringen und mich lieber auf die anderen Hobbies von mir zu konzentrieren. Nichts desto trotz werde ich immer wieder von Freunden und Bekannten um Rat gefragt, wie man den einen Gig organisieren kann.
Das sind Fragen, die man gar nicht so salopp und vor allem in aller Kürze beantworten kann. Zumindest nicht hier, in diesem Blog. Ich werde versuchen, euch mal einen kurzen Überblick zugeben, was auf jeden Fall zu beachten ist, für alles weitere bleibt es nicht aus, sich auf andere Art und Weise (z.B. in thematisch passenderen Blogs wie Jazz Art Conception) zu informieren.
Das erste und wichtigste: Dämpft eure Erwartungen! Nicht selten interessiert die Band, für die ihr euer Leben geben würdet noch 300 weitere Leute deutschlandweit. Euer Einzugsgebiet beträgt aber, großzügig geschätzt, gerade mal 50km. Da bringt es nun gar nichts eine 300er Halle zu buchen, weil die Band ja von ihrem selbstproduzierten Debut schon 700 Stück verkauft hat. Kürzt eure Erwartungen um 50%…wenn die neu berechneten Erwartungen dann zu 2/3 erfüllt werden, dann könnt ihr euch in den allerleisten Fällen glücklich schätzen. Glaubt mir, es ist ein wesentlich geileres Gefühl, eine etwas kleinere Location auszuverkaufen, als eine größere Halle nur zu einem relativ geringen Teil voll zu bekommen.
Checkt eure Kosten vorher und versucht alles zu bedenken:
Hallenmiete
PA-Miete und Technikerkosten
GEMA
Catering (Speis und Trank!)
Eventuelle weitere Personalkosten (Eure helfenden Freunde sollten zumindest auch Essen und Trinken erhalten)
Gage! (Vorzugsweise einen Prozentdeal, der euch absichert)
Versicherungskosten
Reinigungskosten
Werbungskosten (Flyer werden nicht umsonst gedruckt und verteilt werden müssen die auch. Selbst wenn man das selber macht, bedeutet das Zeit und Fahrtkosten)
Wenn ihr mit den beteiligten Bands/Künstlern eine Fixgage ausgemacht habt, dann vergewissert euch, ob die Gage brutto oder netto ist, sonst kommen da nochmal 19% drauf…Bei Ausländern nicht die Ausländersteuer vergessen!
So, wer das mal grob überschlägt, dem wird klar, das bei 100 erwarteten Besuchern und einem Eintrittspreis von 10€ man so 1000€ zur Verfügung hat.

Publikum auf dem RHF 2012 - Fotograf Ralf Siedek
Tja, wenn mal so viele Besucher kommen, dann habt ihr es geschafft…Bis dahin ist es aber ein langer Weg…

Die Halle bekommt man eventuell verbilligt oder für lau, wenn die Halle dafür die Getränkeeinahmen hat , eine PA für unter 300€ inkl. Techniker ist schon ein Traum, Catering kann man auch mit ca. 150€ veranschlagen und dann ist das noch nicht besonders toll.
Na, alle Illusionen schon zerstört?
Mir war früh klar, das Konzerte veranstalten (auf dem Level, in dem ich aktiv war) etwas für Idealisten und Optimisten ist, reich wird man damit bestimmt nicht, eher muss man hoffen, dass man auf seine Kosten kommt. Daher, mein wichtigster Rat: Wenn ihr mal bei einem Konzert Gewinn macht, legt die Kohle auf die Seite, um eventuelle künftige Flops damit ausgleichen zu können.
Aber, und das bleibt unbenommen, der ganze Scheiß macht einfach Spaß! Man lernt eine Menge Leute kennen, hat engen Kontakt zu Musikern, die man mag und man hat das Gefühl, etwas Gutes für seine Szene zu tun.
Aber man wird Anfangs immer Fehler machen, das kann man nicht vermeiden. Daher ein weiterer, gut gemeinter Rat: Sucht euch ein Jugendzentrum, ein autonomes Zentrum, eine Location, die regelmäßig Konzerte veranstaltet und fragt an, ob ihr dort mal reinschnuppern könnt. Ein paar Konzerte mal einfach mit organisieren. Feststellen, ob das einem liegt, Kontakte knüpfen und so vielleicht dann die Chance zu bekommen, dort auch was Eigenes zu machen.
Verdammt, ich wollte einen kurzen Artikel schreiben und mir fällt auf, das es viel zu viel zu sagen gibt. Von daher wurde gerade, sozusagen on-the-fly, die Idee geboren, da eine Artikelserie zu machen. Keine Ahnung, wann es weiter geht, aber es wird weiter gehen, das nächste Mal erzähle ich euch was zum Thema Bands aussuchen und warum eine lokale Band als Opener oder Co-Headliner immer von Vorteil ist!