Mein Ausblick auf das Metaljahr 2011

Nach dem Rückblick (vor ein paar Tagen) kommt nun der Ausblick auf das Jahr 2011 und welche Entwicklungen ich so erwarte im metallischen Universum.
Beginne möchte ich gleich mal mit meiner größten Hoffnung, welche natürlich das neue Manowar-Album ist. Lang genug hat Joey ja nun sich Zeit genommen, um daran rumzubasteln, langsam muss der gute Mann ja nun in die Pötte kommen. Ich erwarte ein Album, das ein wenig back to the roots geht. ManowarWieso? Ganz einfach, weil die Battle Hymns 2011 Neueinspielung eben nicht der von einigen Gewitterhexen befürchtete Supergau mit Synthiorchester und elend vielen neuen Intros geworden ist, sondern, trotz des modernisierten (zu lesen als: besser produzierten) Sound eine sehr gute Selbsthommage. Manowar haben (Gott sei Dank) eben NICHT den Fehler gemacht, Battle Hymns mit Gods Of War zu kreuzen, sondern haben das Original evolutioniert. Heraus gekommen ist eine durchaus anhörbare Neufassung, an der mich nur sehr wenige Dinge stören. Ich hoffe und glaube das man dies als Hinweis auf das nächste neue Studioalbum verstehen darf, niemanden würde das mehr freuen als mich, das könnt ihr mir glauben.
Stormwarrior
Meinte zweite große Hoffnung ist das neue Stormwarrioralbum, welches nun endlich am 25.3.2011 erscheinen soll. Stormwarrior ist so ziemlich die letzte Hamburger Band, von der ich noch was Essentielles erwarte. Sollte Mr. Thunderaxe (Lars Ramcke) seine ständigen Line-Up Probleme lösen, dann kann die Band endlich mal durchstarten…sofern man mit solcher doch eher anachronistischen Mucke überhaupt noch durchstarten kann. Aber hey, warum sollte das, was das Thrashrevival ausgelöst hat, sich nicht auch auf den Speedmetal auswirken? Heathen Warrior wird jedenfalls mein erstes Highlight 2011 werden, dessen bin ich mir ziemlich sicher.
Twisted Tower DireDas dritte von mir erwartete Album ist mit Hoffnung eigentlich falsch tituliert, Spannung trifft es wohl eher. Twisted Tower Dire sollten eigentlich langsam aus den Puschen kommen. Spannend wird das Ganze für mich, weil es das erste Album ohne den viel zu früh verstorbenen Tony Taylor am Gesang ist. Nun ist es so, das ich das letzte Album mit Tony (Netherworld) echt langweilig fand, vor allem im Vergleich mit den vorherigen Göttergaben dieser Band. Mal sehen/hören, wie sich so der „Neue“ machen wird.
Triptykon
Ob Triptykon 2011 was Neues abliefern werden weiß ich nicht, aber alleine, das diese band auf dem Rock Hard Festival spielen wird, macht das Ganze zu meiner Pflicht-Liveveranstaltung im Jahre 2011. Natürlich würde ich mich auch sonst nach Gelsenkirchen in das Amphitheater bewegen, aber eine neue Chance, ENDLICH mal Tom G. Warrior livehaftig zu erleben, ist natürlich ein gesichertes Highlight für mich.
Damit sind wir dann auch schon bei den zu erwartenden Live-Highlights für mich:
Neben dem Rock Hard Festival sind zwei weitere Festivals Pflicht – Zum einen möchte ich endlich mal wieder auf das Party-San, welches eins der geilsten Festivals ist, die ich kennen lernen durfte. Das Line Up jedes Jahr voller Highlights, gemischt mit coolen Undergroundtips, eigentlich kann man sich blind darauf verlassen, das die Crew rund um Cheffe Mieze ein töftes Livepackage schnüren wird.
Zum anderen wird es mich im Dezember wieder gen Eindhoven ziehen, zum Eindhoven Metal Meeting. Es gibt zwar noch keine Informationen über die dort spielenden Bands, aber das Billing war da noch nie schlecht und es ist einfach ein gut organisiertes Hallenfestival und das auch noch in relativer Nähe.
Ansonsten habe ich vor, meine Konzertschlagzahl wieder massiv zu erhöhen, diesbezüglich war 2010 echt mau für mich. Aber hey, daran kann man arbeiten.
Soweit die persönliche Ausschau, kommen wir zur Kaffesatzleserei:
Was wird sich im Metal verändern in den nächsten 12 Monaten?
Ich erwarte einen langsamen, aber stetigen Wachwechsel bei den großen Bands. Machen wir uns nichts vor, Metallica, Iron Maiden, Judas Priest, ACDC, aber auch Bands wie Motörhead sind im absoluten Mainstream angekommen und fühlen sich da augenscheinlich auch wohl. Für die üblichen Metalfestivals sind die Bands schon zu fett, d.h. nicht mehr finanzierbar, all diese Bands gelten inzwischen als Events, zu denen man halt hingeht, weil sie halt „In“ sind. Damit geht eine Veränderung bei den Zuschauern einher, die ich persönlich nicht mehr bereit bin zu akzeptieren. Ich brauche keine Familienväter, die mal mit den alten Kumpels ein auf harten Macker machen wollen und sich zu ACDC besaufen wollen und ich will auch nicht neben Stefanie zu Gutenberg lauthals Killed By Death gröhlen. Iron Maiden werden dieses Jahr noch mal ein Versuch von mir sein, ob ich so was wie Spaß bei hierbei empfinden kann, aber ich erwarte wenig mehr als die Hölle.
Aber was kommt danach? So groß wie oben genannte Bands wird wohl keine andere Metalband auf absehbare Zeit werden.
In Flames
In Flames hatten alle Chancen, haben aber vollkommen glorreich versagt. Meine Fresse, wie dumm kann man eigentlich sein? Die Band hatte eine goldene Zukunft, hat aber mit den letzten beiden Alben alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Schade um eine einstmals großartige Band, die mich selbst dann noch live überzeugen konnte, als ich deren Alben schon eher entbehrlich (Für mich übrigens schon mit der Clayman *g*) fand.
Satyricon
Satyricon sind, sorry, in ihrer Avantgarde verreckt, Satyr geht mir (und vielen anderen Leuten) nur noch auf den Sack, wenn er gerne ein cooler Dressman sein möchte, hey, sein Ding, aber das hat nichts mehr damit zu tun, wofür er mal früher stand. Black Metal (egal in welcher Ausprägung) eignet sich nun mal nicht für den wirklich breiten Erfolg. Aus diesem Grund werden auch Cradle Of Filth, Dimmu Borgir und Immortal nicht noch wesentlich wachsen können. Selbst diese nun wirklich abgeschliffenen Versionen des Black Metals sind für die breiteren Massen zu extrem. Dani Filth mag zwar Schlag bei 15-jährgen Mädchen haben, aber die hängen sich lieber sein Poster an die Wand und gehen dann zum nächsten The Dome Event…obwohl, wer weiß, wann Cradle dort auch auftreten…ach ne, das passiert erst, wenn Satyr in die Band einsteigt!
Volbeat
Volbeat…ja, die werden noch richtig groß werden, gar keine Frage…die sind aber auch so Metal wie Satyr. Nichts gegen die Band, die machen nun, von ihrer Warte aus, alles richtig, aber eben nicht als Metalband, sondern als Rock-Act, als der sie zukünftig wohl auch vermarktet werden.
Sabaton
Sabaton haben wir dann auch noch. Was fand ich die Band mal geil, als man noch nicht an den Dollarchecks genascht hat. Die ersten 3 Alben sind zwar so innovativ wie junger Gouda, aber haben einfach geknallt. Die letzten beiden Alben haben aber einen Weg vorgezeichnet, der definitiv in Richtung Savatage zeigt. Der Band sei der Erfolg gegönnt, die Jungs haben sich ja nun wirklich den Arsch aufgerissen, aber mein Ding isses nicht mehr, schade drum. Aber Popularitätsmäßig geht da noch was. Wenn sie so weiter machen, werden sie innerhalb der nächsten paar Jahre zu einem Headlinerthema auf für größere Festivals.

Ein Ding, das zumindest in den Staaten so richtig funktioniert, ist Avenged Sevenfold. Denen hat der Einstieg von Mike Portnoy noch mal so einen richtig Schub versetzt, wodurch man in den Staaten direkt ein paar Level übersprungen hat. Ob und wie der kürzlich erfolgte Ausstieg Portnoy und die öfters berichtete neu gewonnene Arroganz gegenüber Presse und Fans das Ganze wieder relativiert bleibt abzuwarten.
Amon Amarth
Von Amon Amarth erwarte ich hingegen noch sehr viel. Die haben meiner Meinung nach den Status, den In Flames vor ein paar Jahren hatten, eben ganz kurz vor dem großen Durchbruch. Das ist, wenn man bedenkt, dass man sich musikalisch bisher nicht angebiedert hat, sehr beachtlich. Im härteren Metalbereich ist das jedenfalls die Band, wo ich das größte Potential sehe. Da geht noch so einiges. Das nächste Album wird es zeigen, ob man es schafft, die alten Fans zu behalten und noch Neue hinzu zu gewinnen.
Tja, und dann gibt es da ja noch so angeblich gehypte Bands wie Watain oder The Devils Blood. Beide Bands sind, gar keine Frage, absolut großartig, aber Massenkompatibel wird halt komplett anders buchstabiert. The Devils Blood sind zwar musikalisch durchaus für die breite Masse geeignet, aber verfolgen ihre Philosophie derart offensiv, das sie nicht im Mainstream ankommen können (und das ist auch gut so). Was Watain angeht, so trifft das mit der Philosophie auch hier zu, dazu kommt dann noch die doch wesentlich aggressivere Musik, die dafür sorgen wird, dass die Band doch eine der Unseren bleiben und sich nicht im Establishment aufreiben lassen wird.
Zu guter Letzt noch das immer noch grassierende Thrash-Revival. Neue Bands sprießen immer noch wie Pilze aus dem Boden und überschwemmen den Markt mit ihren Sheiben. Die halt fat alle eins gemeinsam haben: Musikalisch durchgehend gut, technisch einwandfrei gespielt, aber oftmals vermisse ich den Spirit und verfluche den Sound. Natürlich gibt es Ausnahmen der Regel, aber oftmals ist der Sound zu geleckt. Eine Obsessed By Cruelty oder eine Pleasure To Kill haben wir auch/trotz/gerade wegen ihres speziellen Sounds geliebt. Andererseits würden die Bands, wenn sie heute einen solchen Rumpelsound abliefern würden, nicht mehr ernst genommen werden. Es gibt Bands, die schaffen den Spagat, gar keine Frage: Ketzer, Witchburner oder Hellish Crossfire um mal ein paar zu nennen. Die sind aber auch keine Themen, die großartig gepusht werden und im Media Markt bekommt man deren Werke auch nicht. Auch bei Amazon zahlt man dafür fast 25% mehr als für „normale“ Ware. Einerseits natürlich Scheiße, weil so natürlich weit weniger abgesetzt wird. Niemand kauft sich auf Verdacht ne CD für 20€ von einer Band, die er nur vom Hörensagen her kennt. Andererseits ist der interessierte Fan so gezwungen, sich mit kleinen Specialmailordern zu befassen oder seinen Arsch mal auf ne Metalbörse zu bewegen, kann jedem nur gut tun!
Was aber festzustellen ist: Fast alle alten Thrashmetalhelden haben inzwischen ihren dritten oder vierten Frühling. Bands wie Exodus, Overkill, Kreator oder Sodom ballern wieder so richtig los und liefern vor allem Liveperfomances ab, die dem Fan den Kopf von der Birne ballern. Genau da trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen: Im Studio kann man tricksen, im Studio wird am Sound gebastelt, aber live, also live jetzt Leute, da kann man hören und sehen, wer noch Feuer im Arsch hat. Da nämlich stinkt die junge Garde oftmals ab, da wird jahrzehnte alte Erfahrung erbarmungslos ausgespielt. Wer die aktuellen Touren gesehen hat, versteht was ich meine. Suicidal Angel z.B. machen ihre Sache nicht schlecht, sogar eigentlich richtig gut, wurden aber danach von Death Angel, Exodus und vor allem Kreator so gnadenlos an die Wand gespielt, das man sich in diesem Metalsegment noch nicht über geriatrische Maßnahmen Sorgen machen muss.
Ein weiteren Trend, den ich persönlich mit Sorge sehe, ist die immer weitere Vermischung der Hardcore und Metalstile, komm ich einfahc nicht klar mit, ist nicht mein Ding, wird aber von einigen Magazinen zum Thema innerhalb des Metals gemacht. Wenn ich den Metalhammer aufschlage, lese ich immer wieder über Bands, von denen ich noch nie gehört habe, die ihr drittes Album raus bringen du natürlich die neuen Retter der Szene sind, weil sie schon so lange kontinuierlichen Erfolg haben. Nur: Vorher hab ich auch im Hammer nie was von diesen Bands gelesen, das ist es, was ich totalen Hype nenne. Nicht, wenn z.B. das Rock Hard eine Band wie The Devils Blood oder Watain von Anfang an begleitet und unterstützt hat. Das nennt man Aufbauarbeit und so sollte es sein. Aber auf einen Zug aufspringen und der Metalszene eine bis dato szeneintern unbekannte Band als das Größte seit der Erfindung der Kindermilchschnitte zu verkaufen, auf die man schon immer stand, das widert mich an.
Zu guter letzt:
Was wird uns 2011 noch bringen? Definitiv höhere Preise für Konzerte und Merchandise! Die Labels machen schon seit Jahren rückläufige Gewinne mit CD-Verkäufen, das bekommen wir ja bei jeder Gelegenheit aufs Butterbrot geschmiert. Der Livesektor hingegen boomt wie nix Gutes. Also werden Künstlerverträge dahin gehend verändert, das die Labels sich inzwischen an Gagen und Merchverkäufen beteiligen lassen. Von Labelseite aus verständlich, irgendwie muss ja der nächste Porsche bezahlt werden, nech? Da die Bands aber von diesem Geld existieren müssen (Wir erinnern uns: Mit CD-Verkäufen ist kein Staat mehr zu machen), muss der Labelanteil anderweitig eingetrieben werden. Die logische Konsequenz ist es halt, den Fan zur Kasse zu bitten. Klingt komisch, ist aber so. Mal sehen, wie lange sich die Fans das noch bieten lassen. Es gibt immer Alternativen, andere Bands und Labels, die nicht so verfahren, direkt bei den Bands ordern etc.pp. Wenn die Leute das mal konsequenter umsetzen würden, ginge es einigen Bands wesentlich besser. Vor allem einige Bands, die das auch verdient hätten.
So, das war es fürs erste, viel Text, ich hoffe es war dennoch interessant….Bis demnächst!

Warhail Tequila