Marco Valtriani, einigen vielleicht von 011, dem Spiel mit dem Therion-Hintergrund, her bekannt, hat mit Red Glove eine neue Heimat als Spieleautor gefunden und Nordlandsippe, eigentlich einer Reenactmentgruppe, auch einen deutschen Publisher, der künftig, so scheint es, eng mit Red Glove zusammenarbeiten wird. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit mit Co-Autor Francesco Giovo, Vudu‘, hat zur diesjährigen SPIEL in Essen auch schon das Licht der Welt erblickt.
Vudu‘ ist, im Grunde genommen, ein Würfelspiel, das über einen kniffelähnlichen Mechanismus dafür sorgt, dass wir unsere Mitspieler verfluchen und für erfolgreiche Flüche Siegpunkte sammeln. Jeder Spieler hat Fluchkarten auf der Hand und jeder Fluch kostet eine gewisse Anzahl an Ressourcen. Um an diese zu gelangen, würfelt man seine 5 Würfel und nimmt dann eine beliebige Anzahl (mindestens einen) Würfel raus und wirft die restlichen Würfel wieder. Dies solange, bis man zufrieden ist, oder keine weiteren Würfel mehr hat.
Danach entscheidet man sich, welchen Fluch man auf welchen Spieler wirkt und erhält dafür zwischen 1 und 3 Siegpunkte. Mit 11 Siegpunkten hat man gewonnen. So weit, so gut!
Die Flüche haben verschiedene Auswirkungen, z.B. darf man seine Ellenbogen nicht mehr beugen, muss ständig ein Auge bedecken oder eine Hand immer auf dem Kopf liegen haben. Wer sich hier an Kragmortha erinnert fühlt, erhält sofort ein Fleißbienchen für Fachwissen Brettspiele, denn an diesem Punkt ähneln die beiden Spiele sich durchaus.
Natürlich kann man die Flüche nicht immer alle beachten (Durchgestreckter Ellenbogen und Hand auf dem Kopf schließen sich halt schon irgendwie aus). Wenn jemandem auffällt, das ein Mitspieler einen Fluch nicht beachtet, dann gilt der Fluch als gebrochen (kann abgelegt werden) und derjenige, der dies bemerkt hat, bekommt noch einmal Siegpunkte gut geschrieben.
Das wäre ja alles noch viel zu einfach: Wer mindestens 3,6 oder 9 Siegpunkte erreicht, bekommt noch einen dauerhaften Fluch aufs Auge gedrückt. Diese können nicht abgelegt werden, sie nicht zu beachten gibt entweder dem Gegenspieler einen Siegpunkt oder macht einem selber das Leben schwerer (z.B. diese Runde ein Würfel weniger nutzen)
Zu guter Letzt gibt es dann auch noch sogenannte Artefakte, im Prinzip Ereigniskarten, die einem kleine Vorteile im Spiel bringen.
Sollte man am Ende seiner Runde noch Würfel übrig haben (z.B. weil man keinen Fluch spielen kann oder will), dann kann man für je 2 beliebige Würfel sich eine Fluch- und/oder Artefaktkarte vom Stapel kaufen, um in der nächsten Runde eine größere Auswahl zu haben.
Wichtig ist noch, das man niemanden mehrfach hintereinander verfluchen kann. Wer verflucht wird, bekommt die Zielscheibenkarte und ist, solange sich diese in seinem Besitz befindet, vor weiteren Flüchen sicher.
Das Spielmaterial (5 Würfel, ca 50 Karten, Punktezählsteine und eine kleine Voodoopuppe) rechtfertigt den Preis von 20€, auch wenn die Qualität der Würfel nicht die allerbeste ist.
Wichtig ist schließlich, ob das Spiel Spaß bringt und das kann ich hier eindeutig bestätigen. Empfohlen ist das Spiel für 3-6 Mitspieler ab 8 Jahre, das kann man durchaus so stehen lassen. Wir haben es auch zu 2 ausprobiert, was durchaus funktioniert hat, aber Vudu‘ ist schon recht eindeutig ein Partyspiel und kann auch in Verbindung mit Hochprozentigem zu gesteigertem Spaßempfinden führen.
Dazu kommt, das die Spielgrafik von Guido Favaro, wirklich sehr süß anzuschauen ist, meine Testrunde mit den Frauen aus meinem Haushalt hat zu diversen Knuffigkeitsanfällen geführt und die kleine Voodoopuppe, die als Startspielermarker dient, konnte nur unter großer Anstrengung wieder in die Spielschachtel bugsiert werden, war doch meine Frau der Meinung, dass diese viel besser in ihr Federmäppchen passen würde.
Ob Red Glove/Nordlandsippe hier der große Wurf gelungen ist, darf bezweifelt werden, aber ein schönes Partyspiel ist Vudu‘ allemal und reiht sich somit dort ins Regal ein, wo man bisher Spiele wie Looping Louie, King Of Tokyo oder Kragmortha aufbewahrt hat. Dort fühlt es sich nämlich sehr wohl, dort gehört es hin und wird dort auch immer wieder gern gefunden werden. Vermutlich nicht immer, aber immer wieder mal.
