Review: King Of Tokyo

Die Box von King Of Tokyo
King Of Tokyo

So ziemlich jeder, der auch nur irgendein Bezug zu Spielen mit fantastischem Hintergrund hat, kann mit dem Namen Richard Garfield etwas anfangen. Immerhin hat uns der Mann Spiele wie Roborally gebracht und die gesamte Rollen&Brettspielindustrie mit Magic – The Gathering komplett umgekrempelt. Man kann also mit Fug & Recht behaupten, das Richard Garfield neben Gary Gygax (D&D), Mark Rein Hagen (Vampire) und Steve Jackson (GURPS) eine der prägendsten Personen des gesamten Rollenspielhobbies ist.
Nun hat Garfield mal wieder eine offensichtlich blendende Idee gehabt und hat ein Spiel entworfen, das sich einem meiner absoluten Lieblingsthemen widmet: Godzilla und andere japanische Filmmonster. Natürlich, wohl aus lizenzrechtlichen Gründen, nicht unter dem Namen Godzilla und anderen geschützten Namen, aber man kann schon deutlich erkennen, wer das jeweilige Vorbild der 6 enthaltenen Monster ist, bzw. welche Klischees hier erfüllt werden: Neben Godzilla, Mechagodzilla, King Kong und dem allmächtigen Cthulhu dienen auch ein Riesenroboter und ein Alien als Vorbilder.
Das Spielmaterial umfasst 6 große Aufsteller eben jener „Helden“, einen Spielplan von Tokyo (auf dem gerade mal 2 Felder, eben Tokyo und die Bucht von Tokyo sind), einige kleine lecker aussehende grüntransparente Würfel und acht 6-seitige Würfel, zwei in grün und 6 in schwarz. Ach ja, ein Stapel Karten ist auch noch vorhanden. Nicht zu vergessen sechs Punktezähler für jedes Monster und eine Anleitung.

King Of Tokyo - Alle Monster
Hier mal das gesammelte Line Up der beteiligten Prügelknaben

Das wars…mehr ist nicht, mehr braucht man auch nicht!
Im Prinzip handel es sich um ein simples Würfelspiel mit Kniffelmechanik. Wer dran ist, nimmt die 6 schwarzen Würfel und legt los. Die Würfel sind wie folgt beschriftet: 1,2,3,Pranke, Blitz und Herz.
Man darf bis zu dreimal würfeln und Ergebnisse, die man behalten möchte, rausnehmen, ganz wie bei Kniffel. Dabei geben dreimal die gleiche Zahl genauso viele Siegpunkte, wie die Ziffer aussagt (Mit 20 Siegpunkten hat man übrigens gewonnen). Hat man die Ziffer öfter als dreimal geworfen, gibt jede weitere Ziffer einen weiteren Siegpunkt (So bringt also viermal die 2 drei Siegpunkte, fünfmal die 3 sogar 5 Siegpunkte)
Jedes Herz heilt einen Trefferpunkt (Bis zum Ausgangswert von 10), jeder Blitz bringt einen der kleinen grünen Würfel.
Bleibt noch die Pranke: Jede Pranke macht einen Schaden…und zwar auf alle Monster in Tokyo, wenn ich außerhalb stehe, auf alle außerhalb Tokyo, wenn ich in Tokyo oder in der Bucht von Tokyo bin. Wie komm ich aber nach Tokyo? Nun, der erste, der überhaupt Schaden würfelt, kommt nach Tokyo rein (Die Bucht von Tokyo ist im übrigen nur dann „begehbar“, wenn noch mindestens 5 Leute im Spiel sind). Raus aus Tokyo kommt man übrigens nur, wenn man selber Kampf(!!!)-Schaden bekommen hat. Dann kann man, nachdem der Schaden verrechnet wurde, rausgehen und derjenige, der den Schaden gemacht hat, muss nach Tokyo rein. Warum also sollte man überhaupt in der Stadt bleiben? Nun ja, wer nach Tokyo reinkommt, erhält einen Siegpunkt. Wer aber es eine komplette Runde da drin aushält, bekommt sogar zwei Siegpunkte.
Gegenfrage: Warum sollte man dann überhaupt freiwillig raus aus Tokyo? Ganz einfach, innerhalb Tokyos heilt man nicht, egal, wie viele Herzen man gewürfelt hat. Ergo muss man genau abwägen, ob man noch einmal Schaden hinnehmen kann vor dem Exitus oder lieber doch nicht.
Durch dieses Abwägen gewinnt das Spiel seine Spannung und machen wir uns nichts vor: Ein Sieg durch die Siegpunkte ist nur ein Sieg zweiter Klasse, echte Monster dulden niemand gegen sich und so ist nur derjenige der wahre King Of Tokyo, der alle anderen Mitstreiter kaputtkloppt!
Was aber nun mit den kleinen grünen Würfel und den Karten? Nun, die Karten können sowohl kurzfristige Effekte als auch zusätzliche Ausrüstung darstellen (z.B. ein paar Siegpunkte oder ein zusätzlicher Würfel – Wir erinnern uns, neben den 6 schwarzen gab es auch noch 2 Grüne, eben für einen solchen Fall). Es liegen immer drei Karten offen aus, die man am Ende seiner Runde kaufen kann. Bezahlen tut man dann womit? Genau, mit den kleinen grünen Würfeln.

Das gesamte Spielmaterial
Hier sieht man den kompletten Inhalt der Spielebox

Das war es auch schon, mehr Regeln gibt es nicht für das Spiel, aber das reicht aus, um stundenlangen Spaß zu haben. Eine Partie dauert zwischen 20 und 30 Minuten, also was für Zwischendurch, bzw. schafft man auch bequem mehrere Runden.
Garfield hat hier ein kleines Spiel erdacht, das auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Sowohl Runden mit Vielspielern, als auch mehrere Runden im Familienkreis, der eher aus Spielemuffeln besteht, haben ausnahmslos zu zufriedenen Gesichtern geführt.
Die Qualität des Spielmaterials ist nur als hochwertig zu bezeichnen, so sind z.B. die Punktezähler fest vernietet, was heutzutage nicht mehr üblich ist, vielfach wird ja mit Plastiksteckern gearbeitet.
Das schlägt sich natürlich auch (und leider) im Preis nieder, unverbindliche Preisempfehlung sind knapp 30€ für die englische Variante. Die bald erscheinende deutsche Version kommt dann beim Heidelberger Spieleverlag und wird sich preislich wohl nicht unterscheiden.
Fazit: Ein tolles Spiel, das einem angestaubten Spielprinzip (eben Kniffel) neues Leben einhaucht. Schnell erklärt eignet es sich für alle Altersstufen. Die kurze Dauer kann auch nur als Vorteil gewertet werden, wer ausdauernde Spieleabende mag, spielt halt mehrere Partien. Oder man spielt halt mehr als ein Spiel am Abend…