Juhuu, Metal macht mal wieder Quote…

Yeah, es ist mal wieder soweit…
Seit gestern findet wieder das größte, das beste, das schönste und vermutlich auch das einzige Heavy Metal Festival der Welt statt…zumindest, wenn man der Berichterstattung der regulären Presse Glauben schenken darf. WACKEN steht auf dem Programm und das bereits zum 22. mal. Das bedeutet logischerweise, das ein guter Teil der Besucher dort noch nicht mal geboren war, als das W:O:A aus der Taufe gehoben wurde. Wenn man sich das mal vor Augen hält, wird einem schon klar, was da Großartiges geschaffen wurde. Ein Moloch sozusagen, eine Möglichkeit für die Gesellschaft, mal was über uns zu erfahren und uns zu beobachten.
Denn einmal im Jahr sind wir, ist der Metal en vogue. Dann nämlich, wenn das Wackenfestival vor der Tür steht, es eh Sommerloch ist und der Boulevard nichts Besseres vor hat, als seine leeren Seiten und Sendeplätze mit ach so authentischen Berichten aus der Parallelwelt des Heavy Metals zu berichten.
Mal abgesehen davon, dass es diese Parallelwelt gar nicht gibt (so sehr ich jenes auch bedauere), ist ja das, was alljährlich in Norddeutschland abgeht, nur noch schwerlich als Heavy Metal zu identifizieren. Ballermannpauschalabbangen trifft die Sache ja wesentlich besser.
Lassen wir es uns auf der Zunge zergehen: Wikingerdorf, Öl/Schlammcatchen, Auftritt einer Blas(!)kapelle, mietbare Privat-Dixis oder Jägermeister-Event-Lounge hoch über den Köpfen. Und das ist noch nicht alles, was es da so zu bestaunen gibt.
So weiß die BILD! zu berichten, das es schon vor dem Start des Festivals Miss Wet-T-Shirts Wettbewerbe gab, bei denen auch gleich komplett blank gezogen wurde und das die Herren der Schöpfung liebend gerne ihre nackten Ärsche in die Botanik halten. Das Ganze unterlegt mit ausgiebigen Fotoserien, auf denen ich alles sehe, nur keine Metaller. Ok Ok, da haben Leute Metalshirts an, aber das ist ja seit H&M kein Problem mehr.
Dass der prozentuale Anteil der wahren(tm) Metaller von Jahr zu Jahr abnimmt, sollte nicht verwundern. Erstens kann man sich für das Geld, das man für ein Wackenticket inzwischen hinlegen „darf“ sich auch ACDC ansehen (Wer hier Ironie findet, herzlichen Glückwunsch, war ja auch nicht soooo schwer zu finden!), zum anderen gibt es nun mal gar nicht so viele Metaller, die nötig sind, um ein riesen Festival wie Wacken auch nur annähernd zu finanzieren.
Wir sind alle selber schuld, denn wir wollen ja schließlich immer unsere fetten Headliner sehen: Subway To Sally, Blind Guardian, Osbourne, Priest, nur um mal von diesem Jahr zu reden! Da muss halt der Pöbel und das Gesocks angezogen werden, also gibt es Bullenreiten, Oil Catchen und WEt T-Shirt Contests. Damit auch möglichst viele angesprochen werden.
So kommt, was kommen, musste: Wacken ist kein Metalfestival mehr, sondern ein Event, auf dem härtere Musik läuft. Aber nur noch ein Teil der Leute geht dahin, weil es coole Bands gibt, ein großer Teil der Leute geht eben dahin, weil Wacken ist. Die Presse befeuert das Ganze, einmal im Jahr wird der Heavy Metal Zirkus für die breite Masse interessant und Otto NOrmal Bürger fragt jeden Langhaarigen aus dem erweiterten Bekanntenkreis, warum derjenge nicht in Wacken ist, da sind doch gerade alle meine Leute…
Nein, verdammt, da sind nicht „meine“ Leute, da sind „eure“ Leute! Weil „euch“ seit einiger Zeit eingetrichtert wird, das Wacken saucool ist, das „wir“ gar nicht so böse sind und man mit „uns“ so toll feiern kann.
Tod und Verachtung! Ich empfinde es schon als persönliche Beleidingung, das man „meine“ Szene in der Öffentlichkeit inzwischen so wahr nimmt. Als ein einziger großer Wanderzirkus, dem es hauptsächlich um Arsch, Titten und saufen geht! Wenn es wenigstens längerfristig Vorurteile abbauen würde, aber drauf geschissen. Kurz nach Wacken sind Metaller wieder Bäh Bäh Pfui und überhaupt nicht cool, oder konnte schon jemand vermehrt Metalbands als Showgäste nach Wacken im deutschen TV beobachten. Da muss man einer Pianofratze wie Stefan Raab (32 blütenweiße Zähne und ich rede nur vom Oberkiefer) schon fast dankbar sein, der immer wieder auch Metalbands eine Plattform bietet.
Irgendwie finde ich es schon cool, wie sich das Dorf Wacken im Laufe der Jahre mit dem Event Wacken arrangiert hat und es sowohl unterstützt als auch daran verdient. DAS sollte so mancher Gemeinde in Deutschland mal ein Vorbild sein! *gen