Nachdem letztes Jahr die Wahl zum Spiel des Jahres mit Kingdom Builder schon eine gewisse Überraschung gewesen ist (aufgrund der Distributionswege des verantwortlichen Verlages) dachte man sich wohl, das man dieses Jahr noch einen draufsetzen kann.
HANABI, ein Kartenspiel, noch dazu aus dem Niederpreissegment, hätte im Vorfeld wohl niemand als Favoriten auf der Liste gehabt, aber die Jury hat bewiesen, dass man sich auf nichts mehr verlassen sollte. Gut, mit Dominion gab es bereits ein Kartenspiel als Preisträger, welches als Deckbuildinggame aber irgendwie nicht wirklich ein Kartenspiel ist, in dem man eine Hand hält und Karten ausspielt.
Hanabi nun aber hat alle Merkmale, die ein Kartenspiel hat (Man hält seine Handkarten und zieht Karten nach), spielt aber mit diesen Merkmalen, so das doch alles irgendwie anders ist (Dazu später mehr). Noch dazu ist Hanabi, wie oben erwähnt, auch noch unverschämt günstig, knappe 8€ werden aufgerufen, da wird es schwer, sich noch den SdJ-typischen Preiskampf vorzustellen, der sonst immer quasi instant nach der Preisverleihung einsetzt. Den braucht es aber auch nicht, denn wenn der Preis nicht heiß ist, dann weiß ich auch nicht mehr…
Hanabi ist, das kommt zu guter Letzt noch hinzu, ein kooperatives Spiel, gehört also zu jener Spezi von Spielen, die in letzter Zeit immer beliebter geworden sind.
Wie also funktioniert Hanabi, was macht es so Besonders, das es den Titel Spiel des Jahres verdient hat?
Wie bereits gesagt, ist Hanabi ein Kartenspiel. Die Grundversion besteht aus fünf Kartensätzen (rot, gelb, blau, grün, weiß) a 10 Karten, welche die Ziffern 1,1,1,2,2,3,3,4,4,5 tragen. Ferner gehören noch 3 Gewitter- und 8 Hinweisplättchen dazu.
Jeder Spieler bekommt nun 5 (bei zwei oder drei Spielern) oder 4 (bei vier oder fünf Spielern) Karten auf die Hand, darf sich diese aber (und hier betritt Hanabi eben das unbekannte Terrain, das es zu etwas besonderem macht) NICHT ansehen, sondern nimmt diese so auf die Hand, das alle ANDEREN Mitspieler diese sehen können.
Ziel des Spiels ist es möglichst 5 komplette Zahlenreihen in der Mitte auszulegen, daran arbeiten alle Spieler gemeinsam (Es gilt ein Feuerwerk zu veranstalten, die Grafik des Spiels ist dahingehend gestaltet, eher zweckdienlich, aber voll und ganz ausreichend).
Eine Reihe startet immer mit einer 1 und muss fortlaufend, ohne Lücke, bis zur 5 geführt werden. Das ganze aber, ohne dass man weiß, was man eigentlich auf der Hand hat.
Deshalb hat jeder Spieler die Wahl zwischen 3 Aktionen, von denen er eine pro Runde machen MUSS.
1. Er kann einem Mitspieler einen Tipp geben, was dergestalt funktioniert: Er nennt ein kartenmerkmal (Farbe oder Ziffer) und deutet auf ALLE Karten in der Hand seines Mitspielers, auf welche das zutrifft. Also auf ALLE 3en oder ALLE roten Karten. Dabei ist es explizit erlaubt, ein Merkmal zu nennen, welches gar nicht vorhanden ist, z.B. „Du hast KEINE blauen Karten auf der Hand“. Wenn ein solcher Tipp gegeben wird, wird einer der Hinweismarker umgedreht, dieser Tipp ist also „verbraucht“
2. Er kann eine beliebige Handkarte abwerfen, dafür darf ein bereits verbrauchter Hinweismarker wieder aktiviert werden
3. Er spielt eine Handkarte aus. Sollte diese sich regelkonform ausspielen lassen, so ist alles in Ordnung. Wenn dieses NICHT der Fall ist, wird die gespielte Karte abgeworfen und einer der Gewittermarker wird umgedreht. Sobald die dritte Gewittermarke umgedreht wurde, endet das Spiel und die Spieler haben verloren.
Danach zieht der Spieler wieder auf sein Handkartenlimit auf (also im Regelfall eine Karte) und der nächste Spieler ist dran.
Das Spiel endet auf drei Arten:
1. Das dritte Gewitterplättchen wird umgedreht und alle haben verloren.
2. Alle 5 Reihen werden komplett ausgelegt, das ist das perfekte Spiel und die Spieler dürfen sich aus ganzem Herzen gratulieren.
3. Die letzte Karte vom Nachziehstapel wird gezogen, in diesem Fall kommt jeder Spieler noch mal zu Zuge (natürlich ohne nachzuziehen) und am Ende wird gewertet. Hierzu wird von jeder Farbe die jeweils höchste am Tisch liegende Karte addiert, wodurch man eine Wertung seines Feuerwerks erhält, die zwischen 0 und 25 Punkten liegt. Je mehr, desto besser halt…
Das war es, mehr gibt es nicht.
Auch dieses Spiel war Teil meines diesjährigen Urlaubpaketes, mit dem Ziel, meine wenig spielbegeisterte Familie ein wenig mit meinem Hobby zu infizieren. Ähnlich wie bei Qwixx hat es auch mit Hanabi wunderbar funktioniert, auch wenn die Kommunikation und die unbewussten Tipps, die das Spiel natürlich weitaus einfacher als „by the rules“ machen hier weit über das Maß des normalerweise Erlaubten hinaus gingen. Aber die Regeln sagen hier auch vollkommen selbstbewusst: „ Spielen sie so, dass es Ihnen Spaß macht!“
Und Spaß macht Hanabi, ziemlich viel sogar! Mit einer durchschnittlichen Spieldauer von ca. 30 Minuten wird gerne nochmal eine weitere Partie angegangen, bzw. am Ende eines Abends noch mal eine Runde eingeworfen.
Mit Hanabi ist Abacusspiele der ganz große Wurf gelungen, ich gehe soweit zu behaupten, das Hanabi seit vielen Jahren endlich mal wieder ein Spiel ist, das dem Sinn des Spiel des Jahres, nämlich Kaum- oder gar Nichtspieler an den Spieltisch zu bringen, perfekt erfüllt. Kein abendfüllendes Mammutwerk, aber von diesen Kalibern ist mein Spielschrank eh überfüllt, sondern was kleines, schnelles, das zudem das perfekte Mitbringsel ist. Natürlich: Oma oder Tante, die bisher jedes Jahr zu Weihnachten es sich einfach gemacht haben und einfach das Spiel des Jahres verschenkt haben, werden dieses Jahr nach einem weiteren Geschenk Ausschau halten müssen, unterm Tannebaum wirkt die kleine Schachtel nämlich wenig beeindruckend, aber hey, da gibt es genug Möglichkeiten, das Geschenk mit einem weiteren Spiel aufzuwerten.
A pro Pos aufwerten: Abacusspiele haben auch daran gedacht, das Spiel an sich noch mit einigen Varianten aufzuwerten: Hierzu liegt ein weiterer Kartensatz bei, dieses Mal allerdings in „bunt“. Hierdurch werden einige Varianten ermöglicht, die das Spiel doch um einiges knackiger machen, wer also meint, mit seiner Crew schon zu den Feuerwerkprofis zu gehören, hat hier noch einige neue Entfaltungsmöglichkeiten.
Was ich noch vermisse, ist eine kompetitive Spielvariante, aber ich bin mir sicher, dass wir bald die eine oder andere in den Weiten des Internets finden werden.
Somit bleibt festzuhalten: Neben Qwixx ein weiteres, sehr schönes, kleines Spiel, das eigentlich in keiner Sammlung fehlen sollte!