Side Quest – Eine Rezi

Crowdfunding ist echt eine Pest. Man zahlt Geld für etwas, von dem man nicht einmal weiß, ob es überhaupt je erscheint. Ein Erscheinungstermin wird auch eher selten eingehalten und irgendwie verliert man den Überblick und vergisst auch schon mal, dass man für irgendein obskures Teil (in meinem Fall meistens ein Spiel) Geld ausgegeben hat. Gefühlte Jahrzehnte später bekommt man dann eine eMail, in der sinngemäß steht, dass das gecrowdfundete Spiel nun ausgeliefert wird. Nun, meinen Kickstarteraccount checke ich regelmäßig, aber als letztens eine eMail der Spieleschmiede reinkam, die mir mitteilte, das Side Quest nun ausgeliefert wird, war ich doch ein wenig überrascht.

Das Ding hatte ich ja komplett vergessen. OK 15€ Investition im November 2015, das kann schon mal im Mai 2016 in Vergessenheit geraten. Letzte Woche lag Side Quest dann auch im Briefkasten, damit wurde der angestrebte Liefertermin Juni 2016 auch mit Bravour eingehalten.

Side Quest besteht aus 85 Karten unterschiedlicher Art und zwei verschiedenfarbigen Würfeln. Das soll ein komplettes Spiel sein? Man darf gespannt sein.

Side Quest Inhalt laut Crowdfunding
Interessanterweise listet diese Tabelle 86 Karten auf. Laut Box und gezähltem Inhalt sind es jedoch nur 85. Davon aber alleine 11 Helden …

Die Anleitung von Side Quest besteht aus ziemlich genau 1 2/6 Din A 4 Seiten (geile Angabe, gell? Ich sehe euch schon grübeln, wieviel das nun genau ist *g*), damit gilt es wohl eher als Rules Light Spiel. Erfreulicherweise kann man das Spiel auch solo spielen, einer schnellen, ersten Partie stand also nichts im Wege (Es ist für 1-4 Spieler geeignet und voll kooperativ).

Am Anfang von Side Quest sucht man sich einen der Helden aus und stattet ihn (oder sie) mit einer der Standardwaffen aus. Jeder Held hat unterschiedliche Kapazitäten, was Ausrüstung und Zaubersprüche angeht, aber kämpfen und zaubern können sie alle.

Dann werden Orte gezogen, der Abenteuerstapel vorbereitet (Es sind vier Abenteuer und ein Tutorial dabei, mein erster Tutorialrun endete in einem Desaster *g*), erste Monster verteilt und losgelegt.

Die Helden betreten einen Ort ihrer Wahl, dieser wird aufgedeckt und die ersten Monster angegriffen. Jeder Spieler hat drei Aktionen, das kann Bewegen sein, plündern und, natürlich, kämpfen. Auf jeder Waffe ist vermerkt, welchen Zielwurf man erreichen muss, um damit zu treffen. Der Schaden steht dann dahinter. Mache ich mit einem Angriff mehr Schaden, als das Monster Lebenspunkte hat, habe ich es besiegt. Mit verbleibenden Aktionen kann man auch z.B. seinen Würfelwurf pimpen, was aus einem „knapp daneben“ immer noch ein „Yeah, mitten auf die Zwölf“ machen kann.

Je nach Monster kann dann noch was passieren, z.B. ein kostenloser Plünderwurf. Auch die Orte haben verschiedene Fähigkeiten, aber wir wollen hier ja nicht zu tief ins Detail gehen. Jeder Charakter hat 4 Lebenspunkte, diese wenden sich stetig der Null zu. Stirbt ein Charakter, endet das Spiel. Aber natürlich kann man sich auch heilen, wer auf alle seine Aktionen verzichtet, gewinnt einen Lebenspunkt zurück.

Eine Besonderheit sind noch die Dorfbewohner. Diese hängen nämlich über einem Lavafluß und werden stetig tiefer gesenkt. Die Gruppe hat 3 Runden Zeit, den Dorfbewohner zu retten, sonst endet auch hier das Spiel.

sidequestcover

Side Quest – Ein kleines Fazit

Side Quest macht schon Laune, ist aber schon eher, nun ja, basisch. Allzu große Abwechslung gibt es nicht, dazu gibt es zu wenig Monster, zu wenig Schätze und zu wenig Orte. Alles Sachen, die man über eine Erweiterung ganz locker ins Spiel bringen kann, aber dann würde man den ursprünglichen Gedanken des „Dungeon in a a pocket“ ad absurdum führen.

Die Spielzeit wird mit 30-120 Minuten angegeben, was für einen kompletten Dungeonrun (3 Etagen) zwar realistisch erscheint, aber definitiv einfach zu lang ist. Dafür bietet Side Quest einfach weder genügend Spielbreite und schon gar nicht genügend Spieltiefe. Wenn ich zu viert am Tisch sitze und 2h Zeit habe, dann fallen mir dutzende andere Spiele ein, die einfach mehr Spielspaß in der Dauer bedeuten.

Für mal Zwischendurch ist Side Quest aber durchaus geeignet. Wenn man allerdings auf den kooperativen Aspekt verzichten kann, würde ich jederzeit das thematisch ähnliche Welcome to the Dungeon vorziehen. Nicht nur, dass es besser aussieht, es spielt sich schneller, ist fieser und kostet das selbe. Andererseits sind 15€ nun auch nicht die Welt und wirklich viel Platz im Spielregal verbraucht es auch nicht.

Ahjo, ich habe den Kauf jetzt nicht bereut, aber auf mehr als 3 oder 4 Partien im Jahr wird es wohl nicht hinauslaufen.