Weiter geht es mit meinem kleinen Reisebericht über unsere Norwegen-Kreuzfahrt. Nachdem wir den ersten Seetag mit Orkanwindstärke gut hinter uns gebracht haben (Also ich gut, der größte Teil der anderen Passagiere eher weniger gut), erreichten wir am Mittwoch Bergen.
Geplante Ankunftszeit war 10:00 vormittags gewesen. Dies hätte uns ausreichend Zeit gegeben, die Stadt ausgiebig zu besuchen. Durch den doch recht heftigen Sturm konnten wir aber erst um 14:00 erstmals Norwegen betreten. Die Fahrt durch den Fjord war aber wunderschön, wir konnten einen ersten Einblick in die wunderbare Natur von Norwegen genießen.
Norwegen – Bergen
Bergen ist die zweitgrößte Stadt in Norwegen. Dies mit nicht einmal 300.000 Einwohnern. Gefühlt gibt es im Ruhrpott Stadtteile mit mehr Einwohnern. Entsprechend beschaulich wirkt die Stadt dann auch. Aber wir waren ja nicht zum Spaß hier. Bergen war ja eine der Keimzellen der zweiten Black Metal Welle. Berühmtheit erlangte Bergen in Metallerkreisen auch durch die Brandstiftung an der Fantoft-Stabskirche. Natürlich wollten wir uns auch diese Kirche ansehen und kämpften dann erstmal mit den Tücken des ÖPNVs in Norwegen. Hierzu muss man wissen, dass ein Euro ca. 9 norwegischen Kronen entspricht. Die einfache Fahrt kostete von der Innenstadt zur Haltestelle Fantoft 37 Kronen pro Person. Scheine nehmen die Automaten allerdings nicht an. Münzen hatten wir nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Nun wird in Norwegen so ziemlich Alles mit Kreditkarte bezahlt. Aber nicht jeder Automat ist anscheinend dazu in der Lage. Schließlich fanden wir einen, an dem wir unsere Tickets (jeweils knappe 4€) mit der Kreditkarte bezahlen konnten.
Die Fantoft-Kirche
Nach 20 Minuten Fahrt mit der Straßenbahn erreichten wir den Stadtteil Fantoft. Ein recht modern wirkender Stadtteil mit neueren Gebäuden. Irgendwie nicht ganz, was wir uns vorgestellt hatten. Sollte die Fantoft-Kirche nicht mitten in einem Wald liegen? Nun denn, auf zu Schusters Rappen und die Kirche gesucht. Wir hatten natürlich keine Ahnung wo lang. An einer Schnellstraße angekommen, sahen wir ein Hinweisschild. Das uns in die entgegengesetzte Richtung schicken wollte, als die, die wir bisher eingeschlagen hatten. Eine Einheimische noch gefragt und tatsächlich: Wir waren komplett falsch. Also zurück!
Fun-Fact: Hätten wir uns an der Zielhaltestelle einmal umgedreht, hätten wir direkt ein Hinweisschild gefunden. Nun ja, wer mich kennt, weiß, wie sehr ich eine Wanderung schätze, also was soll es?
Nach einem kurzen, aber strammen Fußmarsch Bergauf erreichen wir tatsächlich ein Waldstück. Dies liegt aber mitten in einem kleinen Gewerbegebiet. Nach so 200m durch den Wald erreichen wir endlich die Fantoft-Kirche.
Leider stellten wir vor Ort fest, dass diese inzwischen eingezäunt ist. Was ja nicht weiter schlimm ist, aber zwischen dem 15.9. und dem 15.3. kann man die Kirche auch gar nicht besichtigen. Sie ist schlichtweg umzäumt und verschlossen.
Man hat zwar freien Blick auf die Kirche, aber der Spaß beim Churching ist es ja, die Dinger auch von innen zu betrachten.
Ferner hat mich gestört, dass es keinerlei Schrifttafeln vorhanden waren, die auf die Geschichte der Kirche eingehen. Der unbedarfte Besucher erfährt nicht einmal, das die Kirche überhaupt abgebrannt ist und vor rund 20 Jahren komplett neu gebaut wurde.
Dennoch war das ganze schon ein beeindruckender Anblick. Metalhistorisch auf jeden Fall ein Ort, den man mal gesehen haben sollte.
Und wieder zurück
Zurück ging es dann wieder mit der Straßenbahn (Remember: 2 Tickets einzeln mit Kreditkarte) und einmal durch das Hafenviertel von Bergen. Die Souvenirläden boten vor Allem eins: Kitsch! Wahlweise gab es Norwegerpullis. Diese allerdings zu Preisen, die jegliche Budgets gesprengt haben. Mit Sicherheit ihr Geld wert (Echte Handarbeit). Aber die Gelegenheiten, bei denen ich einen Norwegerpulli tragen würde, rechtfertigen keinesfalls eine Investition, die nahe an 300€ liegt. Also, für mich jedenfalls nicht.
Ansonsten jede Menge Wikinger mit Hörnerhelmen (Danke, Merkel, äh, Wagner) und den üblichen Touri-Kitsch. OK, Steffi hat 3 Wikingerweihachtsmänner mitgenommen und damit ihrem Weihnachtskitschfimmel befriedigt. Damit war das auch abgefrühstückt.
Dann ging es zurück aufs Schiff. Um 20:00 legten wir dann ab und fuhren weiter nördlich. Flåm war das nächste Ziel unserer Reise durch Norwegen.
Norwegen – Flåm
Doch vor Flåm hat der liebe Gott eine Schiffsreise gesetzt. Auch wenn wir nicht mehr auf die hohe See fuhren, tobte auch in relativer Küstennähe immer noch der Sturm. So war auch die Weiterfahrt nach Flåm von hohen Wellen und einem stampfenden Schiff geprägt. Flåm selber hat rund 450 Einwohner. Wenn dann so ein Kreuzfahrtschiff rund 1200 Touris ausspuckt, fällt das natürlich auf. Zudem auch noch etliche (japanische) Touristen mit Reisebussen an dem Tag unterwegs waren.
Die Hauptattraktion des Ortes ist die Flåmsbana. Eine einspurige Eisenbahnstrecke, die auf einer Länge von 20 KM einen Höhenunterschied von rund 860 Metern überwindet und dafür rund eine Stunde benötigt. Die Strecke gilt als eine der schönsten Bahnstrecken weltweit. Ich kann nur sagen: Das glaub ich gerne. Landschaftlich gesehen ist die Fahrt der absolute Hammer gewesen. Die ganzen Wasserfälle, Felsformationen und Wälder sind mit das majestätischste, was ich je sehen durfte. Auf dieser Fahrt sieht man, was Norwegen so speziell macht. Schweiz my ass!
Der Kjosfossen
Einen Zwischenhalt macht die Bahn direkt über einem größeren Wasserfall, dem Kjosfossen. Fototime! Die wurde dann auch reichlich genutzt. Quasi jeder in dem Zug steigt da aus und genießt da ein Stück ursprüngliches Norwegen.
Nach ca. 5 Minuten steigt man dann wieder in den Zug und fährt die letzten paar Minuten bis nach Myrdal. Myrdal ist ein Bahnhof, mitten in der Pampa. Da oben ist echt nichts. Außer die Möglichkeit, in einen anderen Zug nach Bergen umzusteigen. Da wir da aber gestern waren, fahren wir einfach wieder zurück. So wie alle anderen auch halt.
Da kannten wir die Strecke zwar schon, das Kurzzeitgedächtnis funktioniert halt, aber war dennoch schön. Unten in Flåm wollten wir dann noch das örtliche Brauhaus besuchen. Dieses ist in ganz Norwegen bekannt für seine Biere. Allerdings wohl eher nicht für seine Öffnungszeiten. Die öffnen nämlich erst um 18:00. Da waren wir aber schon wieder mit dem Schiff unterwegs. Wie wenig geschäftstüchtig kann man sein. Da legt ein Schiff mit 1200 Leuten an und man lässt die Kneipe einfach zu?
Nun gut, morgen geht es nach Olden, ein Ort, der nicht ganz so groß sein soll wie Flåm. Wir sind gespannt!