Birthright – Heimkehr von Cross Cult

Wenn es ein Comicbuchautor/Zeichner in den letzten Jahren zu Starruhm gebracht hat, dann dürfte dies wohl Robert Kirkman sein, der mit The Walking Dead wohl eine DER kulturhistorisch bedeutsamsten Serien der letzten Jahre geschaffen hat. Schon die Comics waren (für ein Independent-Verlag) ein Riesenerfolg, die TV-Serie hat das Ganze dann noch potenziert und ein Ende ist bisher nicht abzusehen.
Dies hat Kirkmans eigenes Label, Skybound, natürlich zu einer der heißesten Adressen in der Comicwelt gemacht. So wundert es nicht, dass schon vor Start der neuen Serie Birthright (Autor: Joshua Williamson, Artist: Andrei Bressan, Coloring: Adriano Lucas) die Erwartungshaltung hoch war.

Worum geht es bei Birthright?

Birthright beginnt in der realen Welt, Aaron Rhodes spielt mit seinem kleinen Sohn Mikey in der Nähe eines Waldes Baseball, während seine Frau und der ältere Sohn Brennan daheim eine Überraschungsparty vorbereiten, da Mikey Geburtstag hat.
Während Aaron mit seiner Frau telefoniert, rennt Mikey in den Wald und verschwindet spurlos. Natürlich gerät der Vater unter den Verdacht, seinen Sohn getötet zu haben. Da sich alle Spuren verlieren, kann Aaron nichts bewiesen werden, aber seine Ehe zerbricht an dem Verlust von Mikey und Aaron gibt sich dem Alkohol hin. Freunde, Nachbarn, quasi alle glauben zu wissen, das Aaron Schuld an Mikeys verschwinden ist. Brennan jedoch gibt die Hoffnung nicht auf und sucht weiter nach Hinweisen, die ihn auf die Spur seines kleinen Bruders führen könnten.
Ein Jahr später kommt die Familie in der örtlichen Polizeistation zusammen. Der Officer, der den Fall betreut, hat eine Überraschung für die Familie: Man hat einen Hünen aufgegriffen, gekleidet wie ein Barbar, mit einem Waffenarsenal, das Conan, Gerald und Jamie Lannister die Tränen der Freude in die Augen getrieben hätte…alles Dreien gleichzeitig.
Aaron dämmert s: Vor ihm sitzt sein verschollener Sohn, allerdings um Jahre gealtert, obwohl doch nur ein Jahr seit seinem Verschwinden ins Land gezogen ist.
Hier beginnt Birthright nun, zu einem Storyhybriden zu werden. Mickey erzählt, das er von einem Klingenbiest angegriffen wurde und geflügelte Wesen ihn gerettet haben. Sie brachten ihn dann nach Terrenos, eine Welt in der es noch Drachen, Monster, Helden und Magie gibt. Mickey wird eröffnet, das sein Geburtsrecht (Aha, daher also der Name Birthright) ihn zu einem legendären Helden macht, der den Gottkönig (und Tyrannen) Lore besiegen wird. Dies hat er wohl geschafft und kehrte dann in seine Heimat zurück, um hier 5 Hexer, allesamt Gefolgsleute von Lore, zu jagen, deren einziges Ziel es ist, die Erde zu unterjochen und Lore hier ein neues Leben zu ermöglichen.
Aber ist Mickey, der Barbar wirklich derjenige, für den er sich ausgibt? Oder umgibt ihn ein dunkles Geheimnis?

Die Optik von Birthright:

Birthright überzeugt mit einer nicht zu opulenten, aber ansprechenden Optik. Die Charaktere sind immer ausnehmend gut gezeichnet und dargestellt, einzig machte es sich Bressan ab und an mal mit den Hintergründen ein wenig einfach. Dies aber nicht so häufig, als das es störend auffällt. Beim ersten Durchlesen ist es mir nicht mal aufgefallen, erst beim erneuten querlesen für die Rezi fiel mir auf, das Birthright nicht gerade das Hintergrundoptikweltwunder ist. So schlimm wie in den 80er Jahren bei Marvel ist es dann aber nicht mal annähernd, ergo: Jammern auf ganz hohem Niveau.
Die Farben sind gedeckt, kein Bonbonfeuerwerk und unterstreichen somit den eher erwachsenen Anspruch der Serie.

Birthright Cover

Für wen ist Birthright gedacht?

Birthright spricht eher erwachsene Leser an, die mit dem Fantasythema vertraut sind, aber auch den dramatischen Elemente der Serie etwas abgewinnen können. Die Trennung der Rhodes und der daraus resultierende Abstieg von Aaron geben der Serie einen ernsteren Hintergrund als eine 08/15 Fantasyserie.

Was taugt die deutsche Birthright-Ausgabe?

In Deutschland wird Birthright in Hardcoverform veröffentlicht. Cross-Cult Comics, die ja auch die The Walking Dead Comics in Deutschland vertreiben, haben hier wieder einen Top-Job abgeliefert.
Das Hardcover enthält die Hefte 1-5 der Originalserie und entspricht damit im Umfang dem ersten US-Tradepaperback. Aber halt ein hochwertiges Hardcover, das mit 20€ auch fair bepreist ist.
Leider gibt es keinen Sekundärartikel im Buch, aber zumindest eine Covergalerie ist enthalten. Nicht zu vergessen die Karte von Terrenos, die Mikey wohl recht bald nach seiner Ankunft dort gezeichnet hat. Wenn man diese zum ersten Mal sieht denkt man sich: Hat man die ein Kind malen lassen? Dann dämmert es einem: Natürlich, denn Mikey ist ja anfangs noch ein Kind.

Mein Fazit zu Birthright:

Birthright hat mir ausnehmend gut gefallen, die Story wirkt nicht komplett ausgelutscht, die Welt Terrenos ist auch keine Standard-EDO Welt (EDO= Elves, Dwarves, Orcs, also Standard-Toliken-Fantasy), sondern hat genug Eigenständigkeit. Man neugierig wird, was wohl alles dort passiert ist. Denn die Geschichte spielt hauptsächlich in der Gegenwart, der realen Welt. Die Rückblicke auf die Geschehnisse in Terrenos sind wohl dosiert und halten das Interesse hoch. Ständig fragt man sich, was wohl das Geheimnis ist, welches Mikey umgibt. Nichts scheint, wie es ist. Nichts ist, wie es scheint!
Nun gilt es warten auf die Fortsetzung, leider ist der Nachfolgeband noch nicht angekündigt. In den USA erscheint im Dezember Heft Nr. 12, auch TPB 2 mit den Heften 6-10, ist bereits erschienen. Also ran, Cross-Cult, ihr habt hier einen Süchtel erschaffen!