Codenames von CGE – Eine Rezension

Codenames von Czech Games Edition/Heidelberger Spieleverlag war schon zur SPIEL 15 in Essen ein brandheißes Thema und landete nicht auf wenigen Einkaufslisten. Aber der Hype um das „Agentspiel“ von Vlaada Chvatil ging auch schon auf den Gen Con los, auch dort feierte man Codenames ab wie nichts Gutes!

Aber, was taugt Codenames denn nun wirklich, wird es dem Hype gerecht und ist somit eben kein solcher, sondern ein einfach nur sehr gutes Spiel?

Codenames: Wie man es spielt:

 

Zuallererst: Codenames ist ein Teamspiel für 2, nahezu beliebig große, Teams. Jedes Team besteht aus einem Teamleader und mindestens einem, optimaler 2-3 Teammitgliedern.

Die beiden Teamleader sitzen bei Codenames nebeneinander und legen vor sich eine Matrix von 5×5 Begriffskarten aus. Dann wird eine Codekarte gezogen. Auf dieser sieht man stilisiert, welcher Begriff zu welchem Team gehört und wo der Verräter sitzt. Verräter? Ja, genau, aber da kommen wir noch zu.

Am Rand der Karte erkennt man, welches Team beginnt (Bei Codenames gibt es das Team Rot und das Team Blau). Das Beginnerteam hat 9 Agenten, das Andere sucht 8 dieser Gestalten. Neben den farben Rot & Blau gibt es noch Gelb (neutrale Personen) und Schwarz (Der Verräter)

Codenames - Die Hinweiskarte

Nun ist es an der Zeit, dem Team einen wertvollen Hinweis zu geben: Dieser besteht aus genau einem Wort und einer Zahl. Das Wort soll möglichst gut möglichst viele Codenamen (Aha, daher also wohl der Name Codenames) umschreiben. Die Zahl zeigt an, wie viele Treffer es in den Augen des Teamleader es zu diesem Codewort gibt.

Rät das Team einen falschen Begriff, dann wechselt das Spiel zum anderen Team, solange aber richtig geraten wird, darf das Team weiter machen. Es darf sogar einen Rateversuch mehr machen, als der Teamleader angegeben hat. Denn natürlich versucht man bei Codenames sich auch die bisherigen Hinweise zu merken und eventuell kann ein vormals eher mauer Hinweis sich mit neuen Erfahrungen zu einem Tophit mausern.

Codenames - Der Spielaufbau

Im hier vorliegenden Beispiel gibt der Teamleader Blau z.B. den Hinweis „Küche zwei“ aus. Dies ist schon ziemlich um die Ecke gedacht (und, wenn wir dabei sind, auch ein wenig sexistisch, wenn meine Frau dies hier liest, gibt es aufs Maul).

 

Gemeint sind (natürlich?) die Begriffe Mutter (denn die trifft man häufig in der Küche an) und Gericht (denn in der Küche werden Gerichte zubereitet)

Die Kunst ist es nun, Oberbegriffe zu finden, die auf möglichst viele gesuchte Wörter passen, aber auf keinen Fall auf die falschen Wörter.

Ganz schlecht ist es, wenn man aus Versehen den Verräter errät, dann verliert das ratende Team sofort.

Es gibt noch ein paar Feinheiten, aber die sollen hier nicht weiter erörtert werden.

Codenames: Hype oder einfach nur ein geiles Spiel?

Ich habe inzwischen schon mit vielen verschiedenen, teilweise sehr heterogenen Gruppen, Codenames mal ausprobieren können. Ich muss zugeben, das mich das Spiel beim reinen Regelstudium überhaupt nicht gekickt hat, als Freund von Eyecandy bietet Codenames auch optisch relativ wenig, wenn wir mal ehrlich sind.

Doch schon die erste gespielte Runde hat mich dann überzeugt. Codenames ist ein Hirnzwirbler. Die Motivation, möglichst viele Wörter in einen Hinweis zu packen, ist riesengroß. Natürlich steckt da der Wille hinter, zu gewinnen. Aber auch die Eigenmotivation, seinem Team einen Viererhinweis (oder gar noch besser) präsentieren zu können, ist exorbitant. Man will sein eigenes Ego andauernd streicheln. Klar, mit Einser-Hinweisen geht man auf Nummer sicher, aber das macht auch keinen Spaß.

In ausnahmelos jeder Gruppe, der ich das Spiel angetragen habe, war während der ersten Runde immer wieder zu hören: „Das ist dein Geheimtipp? Da haste uns aber schon besseres gezeigt!“

Nach der ersten Runde kam dann aber immer „Ach komm, eine Runde machen wir noch, ich will auch mal Teamleader sein!“

Das endete dann frühestens, wenn jeder einmal Teamleader gewesen ist, oder zweimal oder oder oder…

Codenames: Ein Fazit

Codenames hat einen wahnsinnig hohen Wiederholungscharakter, durch die Kürze der einzelnen Runden geht halt immer noch eine weitere Runde und der Aufbau ist auch nicht gerade eine Aufgabe übergroßer Komplexität.

Durch den Kniff, die Wortkarten doppelseitig zu bedrucken, gibt es von Anfang an eine Menge Abwechslung und natürlich kann man dieses Spiel quasi unendlich erweitern. Es würde mich sogar wundern, wenn CGE, bzw. Vlaada nicht schon die Pläne für die eine oder andere Erweiterung in der Schublade haben.

Codenames war nach der SPIEL 15 kaum im Handel zu bekommen, erst gab es einen Lieferverzug, dann wurden zwar etliche Spiele ausgeliefert, diese sind aber quasi verdampft. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen war aber zu vernehmen, dass diese Lieferprobleme in Kürze beseitigt sind, so dass jeder Zugriff auf dieses Kleinod haben wird. Mit seine UVP von ca. 16€ gibt es eigentlich nur wenige Gründe, sich Codenames NICHT zuzulegen.

Codenames versteht es, dem großen, aber nahezu abgegrasten Thema der linguistischen Spiele durchaus neue Aspekte abzugewinnen. Ich sehe sogar ganz verschleierte Parallelen zum Klassiker Mastermind, wenn man im Mid- und Endgame versucht, die bisherigen Hinweise zu neuen Erkenntnissen zu verweben.

Wird Codenames zumindest zum Spiel des Jahres nominiert werden? Dies halte ich inzwischen für möglich, denn die Breitenwirkung des Spiels ist beachtlich und dies ist auch ein Aspekt, den die Jury immer wieder in ihre Entscheidungen mit einfließen lässt. Es würde mich freuen, allerdings habe ich auf meiner Liste noch einige weitere Kandidaten, die durchaus Chancen haben dürften. Das Spielejahr 2015/2016 hat, gerade auf dem Gebiet der innovativen Spielkonzepte, so einiges zu bieten …


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