Star Wars: Edge Of The Empire RPG

Tja. Der Gen Con ist traditionell das Ereignis, bei dem vermeintliche Sensationen des amerikanischen Rollenspielmarktes auf die Öffentlichkeit losgelassen werden. So ist es denn auch dieses Jahr gewesen, wobei die vermeintliche, gut gehütete jene welche eigentlich gar keine war. Denn die eigentlich Sensation wurde schon vor ca. einem Jahr geboren, als bekannt wurde, das FFG die Lizenz für das Star Wars Universum von Lucas Art erworben hat. Freilich hat man damals „nur“ von Brettspielen und einem sogenannten Living Card Game gesprochen, zwei der Kernkompetenzen von Fantasy Flight Games.

(c) & (p) by FFG and Lucas Arts

Heuer wurde nun bekannt gegeben, das man auch an einem Rollenspiel in der Welt des Imperiums, der Rebellen und der Jedis arbeitet. Ein Rollenspiel? Ach Quatsch, gleich drei Stück wurden angekündigt. Damit folgt man dem Prinzip der Warhammer 40K Rollenspiele aus eigenem Hause, die mit Schattenjäger, Freihändler und Deathwatch sich ebenfalls jeweils ihrem ganz eigenen Powerniveau widmen, nicht ohne jedoch Synergien zwischen den Systemen zuzulassen. Gut, im Warhammer 40K Universum gilt diese Dreiteilung ja nicht mehr, da es mit Black Crusade einen vierten Vertreter gibt (Wobei der Star Wars Pendant hierzu wohl „Werde dein eigener Sith Lord“ betitelt werden müsste) und mit Only War bereits das 5. Grundregelwerk um die Ecke lünkert.

Warum diese Dreiteilung jedoch bereits jetzt auf teilweise harsche Kritik stößt, entzieht sich meiner Kenntnis. FFG sind beileibe nicht die ersten, die verschiedene Spielgefühle/Konzepte in einer in sich konsistenten Rollenspielwelt auf mehrere Grundregelwerke verteilen. Trendsetter und wohl auch Übertreiber dieses Konzeptes sind wohl White Wolf, die in ihrem Universum quasi jeder vorherrschenden Rasse eigene Regelbücher spendiert haben und das Konzept des „Pro Powerniveau ein Grundregelwerk“  mit Scion auf die Spitze getrieben haben. Vom Urvater D&D mal ganz zu schweigen, den man in den seligen 80er Jahren ja sogar alle paar Stufen durch eine neue Regelbox pimpen musste.

Da sich Grundregelwerke nun mal besser verkaufen als Zusatzbände, stehen hier natürlich auch klar finanzielle Gesichtspunkte im Fokus, aber machen wir uns nichts vor: Die Star Wars Lizenz ist nun mal extrem wertvoll und damit auch teuer, da muss halt Geld mit generiert werden, ansonsten wäre das Projekt wohl nicht tragbar.

Schauen wir auf die Fakten, die bisher bekannt sind:

Bisher erhältlich ist eine Beta-Version des ersten Regelwerkes namens „Edge Of The Empire“, welches sich auf 224 Seiten im Softcoverumschlag mit Kopfgeldjägern, Schmugglern und furchtlosen Forschern beschäftigt. Dem folgen sollen „Age Of Rebellion“ und „Force And Destiny“. Während ersteres dann das Spiel  als Mitglied der Rebellen thematisieren wird, behandelt der abschließende Band die ikonischen Charaktere der Sage schlechthin: Die Jedi und die Jagd des Imperiums auf sie.

Alle drei Regelwerke stellen eigene Produktlinien dar, werden aber auch voll kombinierbar sein. Das hat einerseits Geschmäckle (warum drei eigene Produktlinien?), andererseits macht es auch Sinn, denn nicht jeder will auch alle Aspekte des Universums im Spiel verbraten.

Das Wichtigste zu den Regeln vorab: Entgegen der letzten Inkarnationen der Sternensaga in der Rollenspielwelt hat man diesmal ein neues Spielsystem kreiert. Nun, ganz neu ist es nicht, hat man doch den Eindruck, dass man sich recht eindeutig vom hauseignen Warhammer Fantasy Roleplay   inspirieren lassen. Dieses hat nicht umsonst den Werbespruch „Eine neue Ära des Rollenspiels“ proklamiert, ist doch das dort zur Anwendung kommende Würfelsystem ein echtes Novum in der nun schon fast 40-jährigen Geschichte des Rollenspiels.

Würfel dienen hier nicht mehr ausschließlich zur Generierung von Zufallszahlen, sondern werden auch aktiv in das Einbezogen, was vor ein paar Jahren großspurig als Storytelling proklamiert wurde, ohne jedoch wirklich mit mehr als Handwedelei  in das Regelkorsett mit einbezogen zu werden.

So kommen bei Star Wars nun Spezialwürfel zum Einsatz, die ihren Namen auch verdienen. Noch ist nicht wirklich bekannt, wie genau das Ganze umgesetzt wird, sollte es jedoch sich zumindest am Warhammerregelwerk anlehnen, dann erwarte ich schon was richtig Großes.

(c) & (p) by FFG and Lucas Arts

Da es im Moment aber „nur“ eine sogenannte Beta-Version des ersten Regelwerkes gibt, muss man sich bei den Würfeln eines Notbehelfs bedienen. Jedem Beta-Regelbuch liegt ein Stickerbogen bei, um aus normalen Würfeln die notwendigen Spezialwürfel zu basteln. Alternativ wird eine App für iPhone und Android-Handies erscheinen, die das Problem ebenfalls lösen wird.

Wieso aber Beta-Version? Fehlt dem zahlenden Kunden da nicht was?

Japp, ich muss sagen, das ich den Trend, selbst Pen&Paper Rollenspiele inzwischen als Beta-Version auf die Menschheit loszulassen, zumindest befremdlich finde. In der nun erscheinenden Versionen hat man fast den kompletten Background weg gelassen, was natürlich in einem derart ausführlich beschrieben Universum, wie es bei Star Wars nun mal der Fall ist, allerdings weniger tragisch ist.  Bedauernswerter ist da schon der Umstand, dass das enthaltene Artwork weder komplett noch endgültig sein wird.

All das ändert nichts daran, dass dieses Beta-Regelwerk in Zukunft mit Sicherheit einige interessante Sammlerpreise  erreichen wird. Sei es drum…

Aber FFG legt, zumindest wird es so kommuniziert, gesteigerten Wert auf das Feedback der Beta-Tester. Hier ergibt sich also die Chance, an einem wirklich großen Produkt der Rollenspielbranche mitzuarbeiten, wenn auch nur im vermutlich kleinen Rahmen. Das wird funktionieren, ich denke, das viele Star Wars Fans es sich nicht werden nehmen lassen, an „ihrer“ Vision eines Star Wars Rollenspiels mitzufuhrwerkeln. Aufgabe von FFG wird es sein, das zahlreiche Feedback zu katalogisieren, zu sichten und die (hoffentlich richtige) Entscheidung zu treffen, welche Verbesserungsvorschläge wirklich Sinn machen und was Crap ist.

Aber ich schweife ab (wie ungewöhnlich für mich *g*), was also bietet Edge Of The Empire?

Zu Beginn wählt man aus 8 Rassen und 6 Karrieren (die sich dann nochmal in insgesamt 18 Spezialisierungen aufsplitten) seinen Charakter aus. Will man also einen Kopfgeldjäger spielen, dann kann man sich entweder entscheiden, ein Waffen/Ausrüstungsspezialist zu sein (Einen Gefangenen in Karbonit einzufrieren ist gar nicht so einfach und tot ist ein solcher oftmals nichts wert) oder ein Meister im Spuren verfolgen. So finden sich für viele Archetypen passende Karrieren.

FFG hat inzwischen eine lange Erfahrung mit dem Design von Rollenspielen und auch das nötige Kleingeld, um da echte Koryphäen der Branche dran zu setzen.  Daher erwarte ich nicht viel weniger als ein richtig geiles System mit einem der vielleicht besten Hintergründe ever und natürlich atemberaubendem Artwork.

(c) & (p) by FFG and Lucas Arts

Die Dreiteilung des System gemahnt an die ursprüngliche Trilogie, am meisten freue ich mich hierbei auf den zweiten Band, der den Krieg zwischen Rebellen und Imperium zum Thema haben wird. Wenn FFG sich auf seine Tugenden besinnt, dann bekommen wir alsbald ein Regelwerk, das nicht nur funktionieren wird, sondern darüber hinaus auch hervorragend illustriert sein wird.  Abzuwarten bleibt, was aus den anderen Rollenspiellinien aus dem Haus Fantasy Flight Games wird. Ob man die dortige Veröffentlichungsgeschwindigkeit wird beibehalten können oder ob man zugunsten der Imperialen Streitkräfte dort ein wenig kürzer treten wird, das bleibt abzuwarten.

Mir stellt sich nur noch eine Frage: Wer soll das alles spielen!

 

Ach ne, ich hab noch eine Frage: Wann kommt denn jetzt noch ein „echtes“ Star Wars Brettspiel auf den Markt?

Bezugsquellen für das Beta-Rewgelwerk Buch habe ich jedenfalls keine mehr gefunden…


3 Responses to Star Wars: Edge Of The Empire RPG

  1. Das nächste SW Brettspiel erscheint Ende September bei Kosmos. „Angriff der Klonkrieger“ heisst es, vor ein paar Wochen wurden sogar schon erste Fotos veröffentlicht 🙂

  2. Schöner umfangreicher Artikel. Bislang wird das Star Wars RPG offiziell international nicht ausgeliefert. Sicher kann man diese Schranke unterlaufen oder umgehen.
    Das Grundgerüst von Warhammer 3 ist schlicht großartig, aber auf Dauer sehr ausufernd und „teuer“. Das Würfelsystem stellt imho ein tolles Novum dar.
    FFG hat sicher viel RPG-Erfahrung, doch die WH40k-Systeme sind umständlich und unnötig chrunchy (für meinen Geschmack). WFR3 ebenfalls …(durch die Karten)
    Bedauerlicherweise halten FFG-Spiele oft eine hohe Produktionsqualität, aber der Spielwert hält nicht immer mit…. Geschmackssache vergleiche Mansions vs Betrayal, Twilight Imperium vs Galactic Emperor / Eclipse etc. Savage W. Necropolis macht ebenfalls einen gleichwertigen, wenn nicht besseren Eindruck als die ganzen W40K-Bände. FFG gehts beinahe immer um kleine Kärtchen und „Erweiterbarkeit“… Descent 2 macht allerdings einen sehr guten Eindruck….
    Es stimmt, Regelbücher verkaufen sich besser. Ob das SW RPG gross wird, bleibt abzuwarten. Das tolle d6 SW ging genauso unter wie die d20-Variante….
    Die Chancen stehen initial nicht schlecht, denn SW scheint noch immer top zu sein. Das Regelsystem könnte spannend sein, da es wohl ohne Kärtchen funktioniert und das WFR3 – Würfelsystem inspirierend ist. Möge die Macht mit dieser Seite sein …

  3. …ein Brettspiel wird wohl nicht von FFG kommen, da FFG nur die Lizenz für Rollen-, Karten- und Miniaturenspiele hat…