Das Rock Hard Festival 2014 stand (nicht nur) für mich unter einem besonderem Stern. Kurz vor dem Festival hat es im Gebälk ordentlich gekracht und der Verlag trennte sich von einigen langjährigen Mitarbeitern, weshalb dann wiederum einige andere langjährige Mitarbeiter selber ihren Hut nahmen. Diese internen Streitigkeiten strahlten dann auch auf das Verlagsforum ab und so überlegten nicht wenige Leute, dieses Jahr dem Festival fern zu bleiben. Nun bin ich zwar auch eher auf der Seite der Geschassten, aber das Rock Hard Festival ist und bleibt nun mal mein Hausfestival, so dass es für mich nie außer Frage stand, auch heuer wieder zugegen zu sein. Daran konnte auch die relativ kurzfristige Absage von MEGADETH nichts ändern, die konnten mich live bisher eh eher selten überzeugen, von daher: Pffff …
Rock Hard Festival 2014 Tag 1: Freitag
Der erste Tag, Freitag, der 6.6.2014,stand zu Beginn unter keinem guten Stern, da ich den Opener NOCTURNAL leider komplett verpasst hatte. Schade, denn die Black Thrasher rund um Die-hard MANOWAR-Fan Vomitor sind eigentlich immer einen Blick wert.
Sei es drum, mit ZODIAC aus der Gegend um Münster tritt eine Band auf die Bühne, die musikalisch eher nicht meine Baustelle ist (was dieses Wochenende noch öfters passieren wird). Hätten die denn nicht Opener sein können? Aber, schlecht isses nicht, was die Jungs rund um den Ex-MISERY SPEAKS Schlagzeuger Janosch Rathmer abliefern. Der einzige Song, den ich irgendwie kannte, entpuppte sich als Neil Young Coverversion (wenn mich mein Google-Fu nicht in die Irre geführt hat), aber auch der Rest des Sets war keine vergeudete Zeit. Die Jungs beherrschen ihr Handwerk, gar keine Frage. Aber halt schon irgendwie Musik für andere Menschen …
Dann folgten DECAPITATED, das polnische Abrisskommando rund um Cheffe Vogg. Diese tretten ja, nach dem schweren Schicksalsschlag 2007, als Voggs Bruder (Drummer Witold) verstarb und Sänger Covan so schwer verletzt wurde, das an eine Fortführung seiner Karriere nicht zu denken war, quasi runderneuert an. Dass man es noch kann, bewies man mit dem 2011er Longplayer Carnival is forever, insofern war es keine Überraschung, das die Band, inkl. Neusänger Rafał Piotrowski sich keine Blöße geben würde.
Der Fokus des Materials lag auf den eher neueren, technischeren Stücken des Vierers, aber mit Spheres Of Madness gab es zum Abschluss noch mal mit der groben Kelle, so dass die meisten Fans zufrieden grinsend sich auf die Ränge zurückziehen konnten.
Nun folgte mit MIDNIGHT die Band, auf die ich mich am allermeisten gefreut habe, auch, weil mir klar war, das nach dem Gig jede Menge ratloser Gesichter da sitzen würden, die alle mal original gar nicht verstehen, warum ausgerechnet dieser Clevelander Dreier das heißeste Stück Stahl der Gegenwart ist.
MIDNIGHT sind das, was der Metal eigentlich schon lange nicht mehr ist: Dreckig, hinterfotzig, brutal und ein Mittelfinger in das Gesicht des Mainstreams! Asche auf mein haupt, das ich diese Band nicht schon seit ihrem Debut-Demo 2003 mit aller Gewalt huldige, sondern schamhafter Weise erst 2012 auf die Chaoten rund um Athenar aufmerksam wurde. Live war dies hier gar meine Entjungferung. Diese wurde auf fiese Art & Weise zelebriert, Gefangene wurden nciht gemacht und wer auchnur einen Hauch Metalsachverstand hat, fand hier das musikalische Gegenstück zu einem kulinarischen Festmahl mit Schlachtplatte. Hier passte einfach Alles: Kapuzen, Backdrop, Stageacting!
Man kann es nicht oft genug wiederholen: MIDNIGHT sind anno 2014 das, was VENOM in ihren Anfangstagen waren, dabei aber technisch auf einem höheren Niveau.
Hymnen wie Satanic Royality und vor allem dem Überkracher You cant stop steel werden in das Halbrund des Amphitheaters geschmettert, als gäbe es kein Morgen.
If its not in your blood, you will never understand – Face it, Poser, THATS METAL!
Tja, kommen wir zu einer Band, die immer einen Platz in meinem Herzen haben wird, musikalisch aber inzwischen so dermaßen weit weg von mir ist, dass ich diesem Gig mit einem lachendem und einem weinendem Auge entgegen sah: DIE APOKALYPTISCHEN REITER.
Gestartet als Metal-Abrisskommando Ost, ist man inzwischen in Bereiche vorgedrungen, die ich mal als Avantgarde bezeichnen möchte. Nein, nicht Avantgarde-Metal, einfach nur Avantgarde.
Der Fünfer kommt erwartungsgemäß gut an, auch wenn es heuer an Showeinlagen mangelt, für die die Weimarer doch recht bekannt sind. Dr.Pest am Keybord ist und bleibt die coolste Sau unter der Sonne, Volk-Man bangt und post sich in Extase und Fuchs dirigiert sein Publikum, wie es ihm gefällt.
Allein, meine Setlist ist es nicht. Im ersten Zugabenteil versteckt sich der Übersong Reitermania, der mich endlich mal ausrasten lässt, der Rest der Show ist her jenen gewidmet, die den Weg der Reiter mitgegangen sind. Mich hat man unterwegs leider irgendwo verloren …
Nicht verloren haben mich hingegen TRIPTYKON, das vermutlich morbideste, was Metal heutzutage zu bieten hat. Was habe ich beim Ende von CELTIC FROST gezetert, doch Tom Warrior ist und bleibt ein Gott der finsteren Tonkunst. Ja, TRIPTYKON hängen der Avantgarde wieder das Metal-Element um den Hals und das ist auch gut so. Kaum eine Band vermag es (meiner bescheidenen Meinung nach) zur Zeit so dermaßen düster und finster zu klingen, wie das aktuelle Vehikel des Mannes, der von Anfang an seines musikalischen Wirkens Geschichte geschrieben hat. Einzig MAYHEM (wenn Attila mal Bock hat) und WATAIN sind noch in der Lage, derartige Kunst zu zelebrieren.
Überrascht wurde ich erst mal von Toms Ansprache, in der er diesen Gig einer Person widme, die er sehr vermissen würde. Eigentlich jeder dachte da wohl an den kurz zuvor verstorbenen Künstler (und Toms Mentoren) H.R.Giger, aber nein, Warrior gedachte seinem alten Weggefährten Götz Kühnemund, der wohl wie kein anderer prägend für das Festival, quatsch, für die deutsche Metalszene war. Ichbin mir aber auch sehr sicher, dass wir Götz irgendwie, irgendwo, irgendwann wieder als Szenepapst sehen werden.
Egal, zurück zu dem, was wichtig ist und das ist auf der Bühne: TRIPTYKON zelebrieren ihren Gig in epischer Länge und Breite und die Musik fräst sich in die Gehörgänge jener, die bereit sind, sich den dunklen Gefühlen der Band zu öffnen. Dass man sich nicht nur auf die Stücke der beiden Alben konzentriert, sondern gleich viermal auch auf Songmaterial von CELTIC FROST (unter anderem The Usurper und vor allem Circle of the tyrants) zurück greift, heizt die Stimmung extrem an. Mit Messiah gedenkt man dann noch Toms erster Wirkungsstätte, anscheinend hat der Schweizer langsam wirklich Frieden mit seinem musikalischen Erbe geschlossen, war doch HELLHAMMER lange Zeit nicht gerade sein präferiertes Gesprächsthema.
Damit wurde ich erstmals in das Dunkel der Nacht entlassen und ich freute mich schon auf den nächsten Tag.
Rock Hard Festival 2014 Tag 2: Samstag
Der begann dann so, wie die Geschichte des Heavy Metals angefangen hat: Mit der New Wave Of British Heavy Metal: ROXXCALIBUR wurde die Ehre zuteil, das Reigen am Samstag zu eröffnen. Mit ihren beiden Alben haben ROXXCALIBUR eine Menge Perlen aus der Anfangszeit des Heavy Metals entstaubt und dem Fußvolk nahegebracht, so das auch für den heutigen Tag mit einem Metalmenu a la Cartè gerechnet werden durfte.
Fürwahr, man ging nicht gerade auf Nummer sicher, sondern spielte eine Auswahl an Songs, die nicht unbedingt jeder auf Anhieb erkannte. Mir selber war natürlich nach den ersten zwei bis drei Tönen klar, welch Klassiker gerade serviert wurde (Wohl eher nicht …). Laune haben sie gemacht, die Jungs um Urgestein Neudi und Alexx Stahl, dessen Organ eins der Trademarks der Band ist.
Klar, so richtig Stimmung kam auf, als man bekanntere Klassiker wie Don`t break the Circle oder See you in hell anstimmt, was aber der Qualität der anderen Songs keinen Abbruch tut. Klar, ein Gates of Gehenna kannten schon weit weniger Leute und das Jameson Raid Cover dürfte nur jenen bekannt gewesen sein, die den Zweitling der Band NWOBHM for Muthas auswendig mitsummen können.
Unterm Strich eine coole Geschichte, die perfekte Art, einen Tag voller guter Musik zu beginnen.
Es folgten die Schweden DEAD LORD, allerorten als THIN LIZZY Epigonen abgefeiert und als neue Hoffnungsträger proklamiert. Mag ja alles stimmen, was man so über die Jungs erzählt, aber so richtig punkten konnten sie bei mir nicht. Nicht auf ihrem Debut, aber auch nicht live auf dem Festival. Vermutlich bin ich einfach kein THIN LIZZY Fan, was mich wiederum für andere zu einem schlechten Menschen macht, aber hey, da muss ich durch!
SCREAMER kommen ebenfalls aus Schweden, wildern ebenfalls in der Vergangenheit, aber in einem Bereich, der mir um ein Vielfaches näher steht, als 70er Jahre Hard Rock. Old School Metal steht auf dem Programm und den zelebrieren die Vier aus Ljungby voller Hingabe. Da ihnen jedoch der etatmäßige Sänger/Basser abhanden gekommen ist, fand sich ein neues Gesicht auf der Bühne ein.
Nun, wie soll ich sagen: Ich glaube, den Jungs fehlt noch ein wenig Erfahrung und auch die Textsicherheit des Gesangsknaben lässt Raum für Kritik.
Schade, so war einer meiner Geheimtipps direkt vor die Wand gefahren. Klar, die Leute hatten ihren Spaß, aber wirklich neue Fans wird man eher nicht gefunden haben.
Die Isländer SÒLSTAFIR sind sowas wie die Shootingstars im Moment und werden wohl so was wie das nächste große Ding. Das mag bei vielen (unter anderem meiner Frau) funktionieren, mich hingegen können die Vier nicht für sich gewinnen. Aus der Konserve ist das OK, da lasse ich mich gern auf die Soundlandschaften ein, aber nachmittags auf einem Festival? Ne, nix für mich. Wobei ich diese Meinung, das muss ich zugeben, relativ exklusiv hatte, wenn ich mich so an die verzückten Gesichter erinnere, die ich nach dem Gig so sah. Wobei, wer kann mir garantieren, das ihr alle nicht deshalb so verzückt wart, weil man diese Band zur Zeit einfach verzückend finden muss, um nicht total out zu sein? Believe the Hype? Ah egal, die können ja was, die Jungs …
Bis auf ROXXCALIBUR standen heute bisher nur Nordeuropäer auf der Bühne und mit den PRETTY MAIDS wollte man das bisherige Erfolgskonzept auch nicht zerstören. Einen entscheidenden Unterschied zu den bisherigen Vertretern gab es allerdings: Die PRETTY MAIDS sind gestandene Helden, Leader, not Follower und verfügen noch dazu über ein Bühnencharisma, das Seinesgleichen sucht. Das erste Grinsen kam mir, als man PINK FLOYD mit Another brick in the wall zitierte, danach wurde das Stimmungslevel problemlos auf hohem Niveau gehalten.
Und, ganz ehrlich, was soll bitte schiefgehen, wenn man im Zugabenblock auf einen HAMMERFALL-Klassiker wie Back to back zurück greifen kann und das noch mit dem HELLOWEEN-Kracher Future World toppen kann? Eben, nichts! Wer im letzten Satz die beiden Fehler findet, darf sich selber auf die Schulter klopfen, der Rest sollte sich schon mal prophylaktisch zu Tode schämen!
So, Zeit wird es für ein wenig Dampfwalze und wer ist da besser geeignet, als die Florida-Deather von OBITUARY? Zumal man ein spezielles Old School Set versprochen und auch geliefert hat. Lediglich zwei (?) neue, vom demnächst, via Crowdfunding finanzierten, erscheinenden Album wurden als Appetithäppchen geboten, ansonsten hat man sich wirklich auf die drei ersten Alben konzentriert. John Tardy ist und bleibt eine Frontsau, allererster Kajüte, sein Bruder Donald ein Präzisionsuhrwerk an den Drums und Trevor Peres einfach eine Bank.
Meine Fresse, war das ein Fest für die Nackenmuskulatur und wenn OBI nun endlich mit ihrem etas überfälligem Album nun mal langsam in die Pötte kommen, dann könnten die Jungs echt nochmal ihren dritten Frühling einläuten.
Wir bleiben in den US of A und begrüßen Phoenix Finest: SACRED REICH! Nachdem man bereits 2009 das Amphitheater in Schutt und Asche gelegt hat, durfte man heute Großes erwarten und bekam es schließlich auch.
Man startete fulminant mit Independent, bringt im Mittelteil einen der wichtigsten Metalsongs überhaupt (Who´s to blame) und endet natürlich mit Surf Niceragua! Dazwischen noch jede Menge Klassiker der Bandgeschichte und das obligatorische War Pigs. Thrasherherz, was willst Du mehr?
Phil Rind hatte dermaßen Spaß auf der Bühne, das man unweigerlich angesteckt wurde und einfach mitgehen musste.
Wir halten fest: Das letzte Album der Jungs erschein 1996, 2000 löste man sich auf, um sich 2006 wieder zusammenzutun. Neue Musik ist seitdem nicht entstanden und anscheinend hat man auch gar nicht vor, an der eigenen Legende zu kratzen. Druff geschissen, solang man diese Spielfreude beibehält, soll mir das recht sein!
Den Ausklang am Samstag sollte eine weitere Legende gestalten: CARCASS gaben sich die Ehre, natürlich ohne Michael Amott, den vermutlich Ex-Gattin Angela Gossow nicht mehr vor die Tür lässt.
Aber seine Abwesenheit tut der Erhabenheit des sich bietenden Anblicks keinen Abbruch: CARCASS gelten nicht umsonst als Godfather of Grind und den Mitwegbereitern des Melodic Death Metals (Auch wenn die Swansong damals für mich ein Schlag in die Fresse war).
Musikalisch bot man ein reichhaltiges Potpourri des eignen Oeuvres und unterstrich dies durch eine Light- und Projektionsshow, die zu beeindrucken wusste. Wobei man hier schon anmerkte, das die Band erwachsener geworden ist. In ihren wilden Tagen hätte man vermutlich weit offensiveres Material auf die Leinwand geworfen, heute bekamen wir hingegen eher kalt wirkendes Operationsbesteck etc.pp. vors Auge geführt.
Natürlich durfte Heartwork nicht fehlen, aber auch Altes (Reek of putrification z.B.) wie auch Neues (unter anderem Noncompliance to ASTM F899-12 Standard)hatte seinen Platz in diesem Best-of Set.
Mal sehen wie es weiter geht mit Bill Steer und Jeff Walker, die Welt braucht eine Band wie CARCASS!
Rock Hard Festival 2014 Tag 3: Sonntag
Der Sonntag versprach für mich eher nutzlos zu sein, irgendwie stand heute keine Band auf der Bühne, die mich komplett ansprach. Nicht einmal der MEGADETH-Ersatz TESTAMENT reizte mich besonders. Aber der Reihe nach, eventuell gab es ja die eine oder andere Überraschung:
Den Opener gaben die Hanseaten IRON SAVIOUR. Es verwunderte mich, das eine derart gestandene Band den Sonntagsopener geben „darf“, wobei dies ja für die Qualität des Billings spricht. Die Jungs erwischten einen guten Start, es regnete nämlich (Das einzige Mal an diesem Wochenende), so dass alle im Amphitheater strack unters Bühnenvordach drangen. Musikalisch gab es natürlich die alte Hamburger Schule (Wer mit dem Begriff TOCOTRONIC und Konsorten verbindet: Verlassen sie meine Seite bitte JETZT), wobei man sich aber eher auf die jüngeren Werke der Bandgeschichte besinnte.
Piet Sielck ist natürlich ein Original, dem man auch den Spaß anmerkt, den er an seiner Mucke hat und so hatten wir hier einen Opener, der seiner Rolle vollauf gerecht wurde.
Es folgten die BLUES PILLS, eine Band, die mit derart vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, das es nur so kracht. Ich bin mir sicher, dass die Vier ganz ganz tolle Musiker sind und dass sie auch genau wissen, was sie da tun und Alles und Überhaupt, aber weder finde ich die Art der Musik, die sie zum Besten geben, besonders toll, noch kickt mich deren junger „Gitarrengott“ Dorian Sorriaux, den ich eher als extrem unsympathisch empfinde. OK, vielleicht ist er wirklich komplett Gedankenverloren auf der Bühne, kann ich dennoch nicht leiden! Voll unfair? Klar, natürlich, na und? BLUES PILLS are not my Pills…nuff said!
Ach ne, paar Takte noch zur Musik: Seventies Blues Rock wird geboten und das mit Sicherheit in gehobener Qualität, wenn man Musikkennern glauben darf. Mir persönlich halt echt nicht Metal genug und das Frontfrau Elin das eine oder andere Janis Joplin Video gesehen hat hilft auch nicht dabei, in meiner Achtung zu steigen. Bei dem einen oder anderen Fan hingegen schon.
Jesus sprach, er würde wiederkehren und so können wir dieses Jahr tatsächlich ORPHANED LAND wieder in Gelsenkirchen begrüßen. Doch was ist das? Frontman und Charismaspeicher Kobi Fahri kommt schwarz gewandet auf die Bühne? Nun, dies verhindert zwar die Jesusvergleiche der Vergangenheit, da die musikalische Qualität aber davon unberührt bleibt, gleicht der Auftritt einem kleinen Triumph. Quer durchs Publikum finden ORPHANED LAND alte und neue Freunde und zelebrieren ihre Art des orientalisch angehachten Metals. Selbst ein Gastauftritt von Marcus Siepen (Blinde Gardinen) kann da nichts mehr kaputt machen und so gehen ORPHANED LAND wohl für die meisten Anwesenden hier als Tagessieger über die Ziellinie. Guter Auftritt, allerdings fand ich den Auftritt 2010 noch ein wenig stärker, was aber auch im Nebel der Erinnerung täuschen kann. Guter Gig, der mit dem Überhit Nora El Nora einen würdigen Abschluss findet.
Warum um alles in der Welt INSOMNIUM nach ORPHANED LAND auf die Bühne dürfen, hat wohl niemand verstanden. Klar, SENTENCED sind Geschichte, AMORPHIS braucht keine Sau mehr, aber ob INSOMNIUM jemals in diese Lücke stoßen werden, möchte ich wahrhaft bezweifeln.
Es ist schon in Ordnung, was die Finnen hier so bieten und bewegungsfreudig sind sie auch, insofern kann man sich einen Gig der Jungs schon anschauen. Allein, das Songmaterial ist halt eher so gehobener Durchschnitt, nichts zum Vergessen, aber auch wenig geeignet, sämtliche Home-made Sampler der Republik zu füllen. Aber ein paar Fans haben sie mitgebracht, die den düsteren, atmosphärischen Death/Dark Metal ein wenig abgefeiert haben.
Band, die Tequila nicht benötigt (Part 273) MONSTER MAGNET
Die Faszination dieser Band hat sich mir nie erschlossen, ähnlich wie es auch für den Genuss von Cannabis gilt. Und angeblich ist ja beides irgendwie miteinander verknüpft.
Als ich die Band das letzte Mal gesehen habe, galten die Jungs um Mastermind Wyndorf als ganz heißer Scheiß, danach ging es aber dank diverser nicht legaler Substanzen stetig bergab. Inzwischen backt man wesentlich kleinere Brötchen und taucht in der Midcard des Rock Hard Festivals auf. Nun gut, die rocken ja ganz ordentlich, also würde es schon nicht allzu schlimm werden.
Nun ja, wie sag ich es? Klar, man bot mit Songs wie Dopes to Infinity, Space Lord oder Power Trip die Bandklassiker, aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Das Publikum bleib gespalten, einige flippten komplett aus, andere hingegen (wie z.B. ich) legten sich erst mal sauer ein und sparten ihre Kräfte für kommende Großtaten.
Die Kanadier ANNIHILATOR, die in meinen Augen schon lange eher ein Soloprojekt von Jeff Waters, denn eine richtige Band sind, sollten folgen. Konnte ja nicht schlimmer werden, auch wenn ich mit den neueren Songs der Band (Wenn ich böse wäre, würde ich sagen: Allen, die dem Debut folgten) nicht viel anfangen kann. Immerhin habe ich es bisher geschafft, diese Band noch nie Live zu sehen, also rann an den Speck.
Ich krieche zu Kreuze: Jeff Waters, Du bist ein Gott!
Meine Fresse, was diese Band a diesem Tag hier abzog, spottete jeder Beschreibung. Spielspaß pur, ein Jeff Waters, der rumposte wie kein zweiter und eine Songauswahl, die Nackenwirbel krachen lies!
Auch wenn ich W.T.Y.D. schmerzlich vermisst habe: Es gab keinerlei Schwächen im Set und der Rausschmeißer Human Insecticide hat einfach komplett ALLES in Schutt und Asche gelegt. ANNIHILATOR sind damit der definitive Sieger des Tages geworden!
Ich gelobe Besserung und werde dem einen oder anderen Album nochmal eine Chance geben. Live hingegen werde ich künftig öfters zu dieser Band kriechen.
TESLA im Anschluss waren sowas wie das Altherrenprogramm und konnten mit ihrer doch ein wenig hüftlahmen Show nicht gerade überzeugen. Ein paar Hundert freuten sich auf die Hardrocker, ein paar Tausend freuten sich darauf, nach ANNIHILATOR ein wenig Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Somit war allen gedient, ich konnte TESLA auf meiner Liveliste abhaken, muss aber sagen, das ich bisher eher nichts verpasst hatte.
Die abschließenden TESTAMENT mussten wir uns leider klemmen, da einer unserer Mitfahrer einen leichten Sonnensticht erlitten hatte. Was wohl nicht allzu schlimm war, denn zu TESTAMENT gab es wohl eine vorherrschende Meinung: Untight as fuck! Da ich die Band schon öfters gesehen hatte, hielt sich meine Trauer also in Grenzen.
Zusammenfassend kann man sagen, das im Jahr Null nach Götz das Rock Hard Festival 2014 wieder einmal eine Bank war, auch wenn der Sonntag für mich dieses Jahr nicht so geburnt hat. Nächstes Jahr dann wieder, nech?
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