Hm, ich bin zwiegespalten. Vor wenigen Tagen noch habe ich Love Letter von Pegasus/AEG noch über den Klee gelobt und bin auch immer noch sehr von diesem Spiel angetan. Trotz sehr wenig Spielmaterial ist Love Letter ein Spiel, das sofort zu fesseln weiß und sowohl Viel-, als auch Gelegenheitsspielern gut von der Hand geht. Das wenige Spielmaterial ist optisch schön gestaltet, haptisch angenehm und das Spielprinzip ratzfatz erklärt, verinnerlicht und schnell umgesetzt. Nun erschien Munchkin Loot Letter, vom selben Autoren (Seiji Kanai) mit den Illustrationen von John Kovalic, den ich zwar mag, dessen Omnipräsenz aber zuweilen wirklich überhandnimmt.
Apropos Omnipräsenz: Sehr ominipräsent sind auch die Herstellerlogos auf der kleinen Box: Pegasus als deutscher Herausgeber, AEG als Inhaber der Love Letter Spielidee (Warum das wichtig ist, sehen wir gleich), DorkTower, denen die verwendeten Charaktere gehören und Steve Jackson Games, als Inhaber der Munchkin IP.
Was macht Loot Letter anders?
De facto haben wir hier eine optisch veränderte Variante von Love Letter, nicht mehr, aber auch nicht weniger, was erklärt, was AEG hier zu suchen hat. Natürlich hat man nicht mehr Prinz, Prinzessin, Zofe oder König, statt dessen aber die Ente des Schreckens, den Netz-Troll, den Plutonium Drachen und eine Topfpflanze.
Zu jeder Karte aus Love Letter bietet Loot Letter einen, bis auf Name und Zeichnung identischen Pendant.
Somit bleibt das Spielprinzip auch absolut identisch. Jeder hat eine Handkarte, zieht, wenn er an der Reihe ist, eine neue Karte und spielt danach eine der beiden Karten aus und befolgt die damit verbundene Aktion.
Nun, ein gutes Spiel bleibt immer ein gutes Spiel, keine Frage. Munchkin als Marke hat natürlich auch seinen Ruf und vor allem seine Fangruppen. Aber da es sich nun wirklich um eine 1:1 Kopie handelt, ist Loot Letter vor allem für 2 Gruppen interessant: Zum einen (vorwiegend) männliche Spieler, die zu männlich sind, um ein Spiel mit Namen „Love Letter“ zu spielen, zum anderen totale Munchkin-Nerds, die unbedingt das Munchkinthema benötigen. Wer Love Letter bereits in Besitz hat und seine Männlichkeit dadurch nicht in Gefahr sieht, aber auch nicht unbedingt Alles von Munchkin besitzen muss, bleibt vermutlich beim Original, welches zudem von der Optik her einfach höherwertig aussieht.
Oh, eh ich es vergesse: Einen Unterschied gibt es noch zwischen den beiden Spielen: Während Love Letter auf Holzherzen als Siegespunkte setzt, gibt es bei Loot Letter ambientegerechte Holzschatztruhen!
Fazit:
Loot Letter ist natürlich spielerisch keinen Deut schlechter als Love Letter, wie auch, es ist ja das identische Spiel. Somit bleibt meine Kaufempfehlung natürlich bestehen. Fakt ist, das man nur eins der beiden Spiele braucht, ebenso Fakt ist aber auch, dass man eins der beiden Spiele auch haben sollte.