Above and Below von Ryan Laukat

Auch wenn es manch einer vermuten würde, geht es in Above and Below nicht drunter und drüber, sondern schön entspannt zu. Apropos schön. Schön ist in diesem Spiel so einiges. Die Artworks, die Mechaniken, die Atmosphäre, … aber beginnen wir doch von vorne.

 

Above and Below: Häuslebauer and Höhlenforscher

Das Spiel von Designer & Künstler Ryan Laukat (unter anderem: Acht-Minuten Imperium) vereint Worker-Placement- mit Aufbau-Mechaniken und würzt das Ganze mit einem erfrischenden Hauch Rollenspiel.

In Above and Below fangen wir als Gründer eines idyllischen Dorfes klein an: Drei Bewohner, drei Betten, ein Haus. Also werben wir neue Bewohner an, versuchen uns als Häuslebauer und werden zum mutigen Höhlenforscher. So können wir unser Dorf ober- und unterirdisch vergrößern. Daher der Name also. Ganz schön clever.

Wir starten das Spiel, wie bereits erwähnt, mit drei Einwohnern. Die können entweder Gebäude hochziehen, weitere Dorfbewohner anwerben oder besonders gut erkunden. Neue Dorfbewohner werden entweder aus einem gemeinsamen Pool rekrutiert, ganz besondere Anwärter hingegen kann man, wenn auch sehr selten, beim Erkunden der Höhlensysteme finden.

Above and Below: De Bewohner

Damit unsere Bewohner fleißig arbeiten können, benötigen wir pro Kopf einen Schlafplatz. Also heißt es neue Gebäude (mit Betten versteht sich) erwerben. Ansonsten leidet die Produktivität, erschöpfte Bewohner können am nächsten Tag (sprich Spielrunde) nämlich nicht arbeiten.
Andere Gebäude produzieren Güter (Teich = Fisch, Töpferei = nun ja, Töpfe, etc.), wiederum andere geben uns passive Boni (bspw. günstiger einkaufen).

Das Schöne daran: Das Dorf bei Above and Below funktioniert immer nur als Ganzes. Besitze ich etwa eine Anglerhütte, die frischen Fisch abwirft, muss ich Bewohner losschicken, die den Fisch fangen. Wenn meine Bewohner allerdings nur noch Fisch fangen, können sie nicht gleichzeitig erkunden gehen – d.h. weniger neue Orte für neue Häuser – und damit keine weiteren Anglerhütten. Schwerpunkte setzen macht zwar Sinn, um die Balance zu halten, muss man aber kluge Synergien aufbauen.

Wo wir gerade beim Erkunden sind, sprechen wir doch über den spannendsten Teil von Above and Below. Jeweils zwei oder mehr Bewohner können sich zusammentun und Höhlen unter dem Dorf erkunden. Dafür erwürfelt man je nach Höhle ein Kapitel, der Nebenspieler liest dann die entsprechenden Paragraphen aus einem separaten Abenteuerbuch vor.

In ein paar atmosphärischen Sätzen erfahren wir so, was den Abenteurern zustößt und stellt uns vor die Wahl. Tauchen wir bspw. in den schwarzen See hinab, weil dort unten etwas glänzt, oder versuchen wir ihn lieber schnell zu überqueren? Je nach Entscheidung müssen die Abenteurer eine Schwierigkeitsprobe bestehen indem wir möglichst viele Erfolge zu sammeln. Wie gut das gelingt (mit einem Würfelwurf wohlbemerkt), hängt vom Bewohner ab. Manche sind eben mehr zum Held bestimmt als andere.

Da nebenher auch noch ein ganzes Dorf betrieben werden muss, bleiben zum Erkunden oft nicht so viele Freiwillige über, wie wir es gerne hätten. Dadurch können die Miniabenteuer ganz schön kniffelig werden. Neben mehr Platz für neue Gebäude, winken uns dafür aber auch Belohnungen wie Ressourcen oder Ansehen.

Above and Below: Der Spielaufbau

 

Above and Below: Ressourcen and Ansehen

Ihr fragt euch, wozu wir den ganzen Fisch und die schönen Töpfe gebrauchen können? Für Siegespunkte selbstverständlich – und, nicht ganz unwichtig, unser Einkommen. Die insgesamt acht Ressourcen werden nämlich auf einem Ressourcen-Track gesammelt.

Je mehr Ressourcen wir von einer Sorte wir sammeln, desto mehr Siegpunkte gibt es am Ende. Je später eine Ressource von uns im Track platziert wird, desto mehr wert ist sie zudem.

Je mehr verschiedene Ressourcen wir sammeln, desto mehr Geld bekommen wir jede Runde. Davon wiederum kaufen wir unsere Gebäude und werben Anwohner an.

Ganz schön clever also. Mal wieder.

Da so ziemlich jede Ausprägung des Spiels Siegpunkte bringt, ist es jedem Spieler selbst überlassen, wie er sein Dorf und dessen Bewohner aufziehen möchte. So gibt es Punkte für Gebäude, Ressourcen und Ansehen. Ach ja, da war ja noch etwas.

Above and Below: Die Gebäude

Je nachdem wie wir uns in den Miniabenteuern schlagen, kann unser Ansehen steigen und fallen. Wer sich hier am besten schlägt, sahnt am Schluss noch einmal Extrapunkte ab. Allerdings machen die den Braten nicht fett und lassen sich zudem schlecht kalkulieren, da nicht jedes Abenteuer unser Ansehen beeinflusst.

Nach sieben Runden ist das Spiel auch schon vorbei. Wer jetzt am besten geforscht, gebaut und geworben hat gewinnt. Da die Spielzeit meist nicht länger als eine sehr angenehme Stunde ist, stellt sich schnell ein »Nochmal, diesmal aber mit mehr Fischen!« ein.

Da das Spiel jede Runde mit zufälligen Abenteuern, Gebäuden und Bewohnern aufwartet, motiviert das Spiel auch langfristig. Das ist ein fetter Pluspunkt.

Above and Below ist zwar ein kompetitives Spiel, jeder Spieler baut aber friedlich sein eigenes Dorf aus. Kämpfe oder Ähnliches gibtes nicht. Trotzdem büßt das Spiel durch die Abenteuer (mit dem Nebenspieler als quasi Dungeon Master) nichts an Interaktion mit den anderen Spielern ein. Auch taktisch werden wir angenehm gefordert. Da die Dorfbewohner abwechselnd aktiviert werden, kann der Mitspieler einem schon einmal das beste Gebäude oder den dringend benötigten Abenteurer vor der Nase wegkaufen. Der strategische Aspekt überwiegt hier allerdings und lässt uns meist eine zweite Wahl, sollte etwas nicht so funktioniert haben, wie gedacht.

Above and Below: Fazit and Ende

Für Spieler, die Ihre Kräfte in Konfrontationen messen möchten, ist Above and Below wahrscheinlich zu friedlich. Für alle anderen, absolut mehr als nur einen Blick wert und eine klare Empfehlung von mir. Gerade auch, weil die Autoren kostenfreien Nachschub in Form von neuen Abenteuern veröffentlichen werden.

Kommen wir zum Schluss noch zu den Materialien. Above and Below kommt ohne gemeinsames Spielbrett aus, jeder Spieler hat sein eigens hübsch designtes Tableau. Überhaupt wirkt das gesamte Spielmaterial toll designt und haptisch hochwertig. Da mir nur die Kickstarter-Variante zur Verfügung steht, kann ich nur deren Inhalt bewerten. Die speziell angefertigten Ressourcen aus Holz (bspw. Fische) fallen hier am meisten auf.

Ende gut, alles schön.

 

Eine Gastrezension von Andrej Plancak


2 Responses to Above and Below von Ryan Laukat

  1. Alleine für die Grafik des Spiels und die Spielidee ist das Spiel für mich ein Pflichtkauf, wenn es auf deutsch erscheinen sollte.

  2. Ich bin ein Fan von Ryan Laukats Spielen. Herrvorragendes Spieldesign und Story trifft auf ebenso gute Spielmechanik. Schade das es zum Teil schwierig ist an seine Spiele zu kommen, da diese meistens über Kickstarter laufen. Ich würde mich freuen wenn dieser Autor mehr Fans erfreuen könnte. Werde mir wohl auch dieses Spiel wieder zulegen.