Tequilas Top 100 Filmliste: Platz 83 – Sieben

David Fincher war mir bis zu diesem Film nur als Videoregisseur und vor allem Regieverbrecher (Alien 3) bekannt und so hatte ich an Sieben keine allzu hohe Erwartungen. Eigentlich ging ich nur wegen Brad Pitt ins Kino, da ich ihn als Schauspieler sehr schätze. Pitt ist von der (inzwischen auch nicht mehr ganz so) „jungen“ Garde der Hollywoodstars meiner Meinung nach der wandelbarste und mutigste Vertreter und so wollte ich auch seinen neuen Film sehen. Morgan Freeman war dann noch als netter Bonus mit dabei. Und dann wurde mir schlagartig klar, das Fincher kann, wenn er nur will. Was für ein Meisterwerk! Düster, beklemmend und mit einer Story versehen, die man nur als gelungen bezeichnen kann.
Die Detectives Mills und Somerset haben einen Fall zu lösen, der weit über das übliche hinausgeht. Ein Serienkiller mordet sich durch die 7 Todsünden und geht dabei recht phantasievoll zu Werke. Gerade die Opfer 1 & 3 (Völlerei und &Trägheit) sind dermaßen beeindruckend und verstörend, das es eine wahre cineastische Freude ist, so was mal zu sehen. Dagegen sind die Tötungsorgien von SAW echt Kindergarten. Überhaupt hat Fincher hier ein Setting entworfen, das liebevoll bis ins letzte Detail ausgearbeitet ist. Visuell gaaaaaanz großes Kino!
Zwei Sachen heben den Film aus dem Teich der gesichtslosen Hollywoodproduktionen hinaus:
1. Die kompromisslose Darstellung der Morde, bzw. der Opfer. Da werden keine Gefangenen gemacht! (Also für Hollywoodverhältnisse jetzt, italienische Giallos sind dann doch noch ein anderes Kaliber)
2. Das Ende! Überraschend und ein wenig verstörend, da der übliche Hollywood Happy End Kitsch vollkommen fehlt!
Generell ist der ganze Film sehr düster und auch das Verhältnis zwischen Mills und Somerset ist alles andere als rosig. Während beim üblichen Buddyfilm die Partner sich irgendwann zusammenraufen und dicke Freunde werden, ist das hier dankenswerterweise anders. Der morbiden Stimmung des Films wäre auch alles andere abträglich gewesen.
Interessant ist übrigens, dass ursprünglich ein anderes Ende geplant war und das jetzige Ende erst während der Dreharbeiten als Idee aufkam. Und Brad Pitt war davon dermaßen begeistert, dass er gedroht hat, die Dreharbeiten abzubrechen, wenn nicht das neue Ende genommen wird. Außerdem hat sich Pitt während der Dreharbeiten (Bei der Verfolgungsjagd mit dem Mörder) den Arm gebrochen. Diese Verletzung wurde dann kurzerhand ins Drehbuch mit eingebaut.
Ach ja, Leute, auch wenn das Gerücht immer wieder aufkommt und nicht tot zu kriegen ist: Nein, es gibt keine Szene, in der man den Inhalt der Kiste sieht. Nehmt es so hin, Fincher hat den Inhalt nicht visualisiert, hat ihn nicht visualisieren wollen.

Sieben
Sieben - Visuell ein Hochgenuß der besonderen Art