Azul – Das Fliesenlegerspiel von Pegasus

Azul BoxMit Azul im Vertrieb hat Pegasus wohl einen der späten Hits des Jahres 2017 gelandet. Das Plan B Spiel erschien zur SPIEL 17 in Essen und konnte die Massen sofort von sich überzeugen. Die Verkaufszahlen übertrafen die Erwartungen anscheinend sehr deutlich, denn schon sehr bald hieß es allerorten: Sold Out!

Nachschub wird für den März 2018 erwartet, also gibt es keinen Grund für Panikkäufe. Im Moment versuchen halt viele Glücksritter, ihre Azul-Bestände zu überteuerten Preisen an den Mann zu bringen. Oder an die Frau. Denn Azul ist ein Spiel, das auch und besonders weibliche Spieler anspricht. Anders jedenfalls kann ich mir nicht erklären, dass sowohl Frau als auch Tochter sich freiwillig zu Proberunden einladen ließen. Ansonsten bekomme ich die Beiden eigentlich nur zum Mitspielen, wenn danach ein Besuch im Restaurant versprochen wird. Auf meine Kosten natürlich, ist ja klar.

Azul ist im Kern ein Legespiel, das einige intelligent verzahnte Mechanismen innehat. Sowohl, was die Art und Weise angeht, mit der man seine Legeplättchen erhält, aber auch später in der Punktewertung.

Azul – Das Spielmaterial und die Spielvorbereitung

Zunächst fallen einem die haptisch sehr angenehmen Spielsteine auf. Diese stellen Fliesen in fünf verschiedenen Designs dar. Jede Fliese existiert 20-mal. Diese werden in einem bedruckten Stoffbeutel verwahrt. (Allein der weckte schon Begehrlichkeiten bei meinen Frauen. Ey, wenn man sein Spielmaterial schon verteidigen muss.) Jeder Spieler erhält eine Ablage und in der Mitte liegen Pappscheiben. Diese symbolisieren die verschiedenen Manufakturen, die jede Runde ihre Fliesen anbieten. Dort platziert der Startspieler jeweils 4 Fliesen. Diese entnimmt er vorher blind aus dem Beutel. Dann gibt es noch den Startspielermarker und das war es auch schon.

Azul – Die Spielphasen

Es gibt bei Azul drei verschiedene Phasen. Die erste Phase ist die Musterphase. In dieser sammeln wir die Fliesen, die wir später verbauen wollen. Hierzu sucht man sich eine der Manufakturen aus. Von dieser nimmt man ALLE Fliesen einer Farbe. Die restlichen Fliesen gehen in die Tischmitte.

Stattdessen kann ich auch ALLE Fliesen einer Farbe aus der Tischmitte nehmen. Bin ich der erste Spieler, der diese Option in diese Phase wählt, erhalte ich den Startspielermarker. Dieser bringt mir am Ende der Phase Minuspunkte ein, sichert mir dafür aber den ersten Zugriff in der nächsten Runde. Diesen platziert man in seiner Bodenreihe.

Dann platziere ich die gewählten Steine in einer meiner Musterreihen.

Exkurs: Aufbau der Spielerablage bei Azul

Die Spielerablage erfüllt mehrere Funktionen. Sie enthält die Siegpunktleiste es jeweiligen Spielers. Außerdem noch die 5 Musterreihen (links), die Wand (rechts) und die Bodenleiste (unten)

In einer Musterreihe dürfen nur Fliesen einer Farbe platziert werden. Und keinesfalls mit einer Farbe, die in dieser Zeile schon an der Wand ist.

Zurück zum Spiel:

Habe ich mehr Fliesen erhalten, als Platz in der gewählten Musterreihe ist, kommen die überschüssigen Fliesen in die Bodenleiste. Diese gelten als „Bruch“.

Sind auf diese Art & Weise alle vorhandenen Fliesen auf die Spieler aufgeteilt, kommen wir zu Phase 2: Die Fliesungsphase.

Man beginnt mit der obersten Musterreihe. Ist diese vollständig gefüllt, nehme ich eine Fliese und platziere sie an meiner Wand auf dem vorgesehenen Feld. In jeder Zeile ist jede Farbe einmal vorhanden. In jeder Spalte übrigens auch.

Ist die Musterreihe länger als 1 Feld, kommen die restlichen Fliesen in den Kartondeckel, zur späteren Verwendung.

Dann wird der platzierte Stein gewertet. Hat er keine benachbarten Steine, ist er einen Siegpunkt wert. Wird er Teil einer Reihe (horizontal und/oder vertikal), dann erhält man für jeden Stein, der Teil einer solchen Reihe ist, einen Siegpunkt. Ist der platzierte Stein sowohl horizontal, als auch vertikal verbunden, wird er doppelt gezählt.

Ist eine Musterreihe nicht gefüllt, bleiben die Fliesen für die nächste Runde liegen.

Nun löst man die Bodenreihe auf. Je mehr Fliesen dort sind, desto mehr Minuspunkte kassiert man. Der „Bruch“ wandert dann auch in den Kartondeckel.

Dies machen alle Spieler. Sind alle Steine verbaut, beginnt die letzte Phase, die Vorbereitung der nächsten Runde.

Diese ist relativ kurz, der Startspieler platziert wieder je 4 Fliesen auf den Manufakturen, die er blind aus dem Beutel zieht. Sobald der Beutel leer ist, werden die Fliesen aus dem Spieldeckel wieder in den Beutel überführt.

Das Spielende:

Das Spiel endet, wenn der erste Spieler eine komplette horizontale Reihe vollständig gefliest hat. Das wird in den allermeisten Fällen nach 5 Runden der Fall sein, da man eigentlich fast jede Runde eine Fliese in der Einer-Musterreihe platziert. Die Wertungsrunde, in der dies geschieht, wird noch von allen Spielern beendet. Dann folgt die Endwertung. Für jede komplette Zeile gibt es 2 Punkte, für jede volle Spalte sogar 7. Wenn man eine Fliesenfarbe 5-mal an seiner Wand hat, gibt dies pro Farbe nochmal 10 Punkte.

Gewonnen hat, wenig überraschend, der Spieler, der die meisten Siegpunkte erzielt hat.

Azul – Das Fazit

Azul ist ein Hit. Das Spielmaterial ist von guter Qualität, die Regeln kurz, knackig und auf den Punkt. Inklusive Cover, Illustrationen, Beispielen und den Credits kommt man auf gerade mal 6 spielboxgroße Seiten. Das überfordert auch Wenig- und Gelegenheitsspieler nicht. Aber es steckt eine Menge Tiefe im Spielprinzip. So verführerisches auch ist, sich schnelle Punkte zu holen, belohnt das Spiel doch einen gezielten Aufbau. Die Fliesen sind haptisch toll und optisch schön gestaltet. Schade ist lediglich, dass die roten und die blauen Fliesen ohne Muster auskommen müssen.

Auch thematisch kann das Spiel überzeugen. Das Thema wirkt nicht aufgepfropft, sondern verbindet sich mit den Mechanismen.
Azul überzeugt auch in den Nebendisziplinen: Die Downtime ist erfreulich kurz, da man immer im Auge behält, was die Mitspieler machen, um seine Strategie eventuell anzupassen. Die einzelnen Züge sind schnell gemacht. Das Inlay hat eine intelligente Aufteilung, die das Spielmaterial sehr gut aufnimmt.

Wer sich also schon immer mal wie ein portugiesischer Fliesenleger im Palast von Evora fühlen wollte, sollte sich Azul schon mal auf seine Vormerkliste schreiben.  Damit erwirbt man auf jeden fall ein kleines Juwel für die Spielesammlung.